{"id":3689,"date":"2018-08-14T14:16:16","date_gmt":"2018-08-14T12:16:16","guid":{"rendered":"https:\/\/drinktec-blog.b-rex.de\/?p=3689"},"modified":"2020-02-26T10:25:51","modified_gmt":"2020-02-26T09:25:51","slug":"laktosefrei-erfordert-fortschritte","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/drinktec-blog.b-rex.de\/de\/milch_und_liquid_food\/laktosefrei-erfordert-fortschritte\/","title":{"rendered":"\u201eLaktosefrei\u201c erfordert Fortschritte in der Milchindustrie"},"content":{"rendered":"

Allergien und Unvertr\u00e4glichkeiten gegen\u00fcber einzelnen Bestandteilen unserer Nahrungsmittel nehmen momentan zu. Die verbreitetste Nahrungsmittelunvertr\u00e4glichkeit ist wohl die Laktoseintoleranz<\/a>. Ob Verbraucher nun an einer Lebensmittelunvertr\u00e4glichkeit oder -allergie leiden, oder einfach Fans von laktosefreien Produkten sind, macht aus Marktsicht wenig Unterschied. Diese Verbraucher werden zu laktosefreien Produkten greifen, von denen sie annehmen d\u00fcrfen, dass sie ihnen guttun. <\/strong><\/p>\n

Der Anteil der von Laktoseintoleranz betroffenen Verbraucher variiert sehr stark in Abh\u00e4ngigkeit von Region, Kultur und Alter der Bev\u00f6lkerung. In Europa sollen bis zu 20 Prozent der Bev\u00f6lkerung keine Laktose, auch Milchzucker genannt, vertragen k\u00f6nnen, mit einem deutlich h\u00f6heren Vorkommen im S\u00fcden. Im Gegensatz dazu steht die Verbrauchsentwicklung in China<\/a>. Von diesem Land nahm man vor nicht allzu langer Zeit an, dass nahezu alle Verbraucher an einer Laktoseintoleranz leiden. Mittlerweile wird in China kaum laktosefreie H-Milch oder Sahne konsumiert \u2013 und die Beschwerden bleiben aus.<\/p>\n

Was hei\u00dft \u201elaktoseintolerant\u201c?<\/strong><\/h2>\n

Verbraucher mit Laktoseintoleranz haben Probleme, die in der Nahrung enthaltene Laktose in ihre Bestandteile Glukose und Galaktose, f\u00fcr den Menschen verwertbare Zuckerarten, zu zerlegen. Sie produzieren das daf\u00fcr erforderliche Enzym Laktase (Beta-Galaktosidase) nicht ausreichend. Folglich gelangt die Laktose in die unteren Darmabschnitte, wo sie von Darmbakterien vergoren wird. Dadurch entstehen die wahrnehmbaren Probleme.<\/p>\n

Seit Jahren wird der Markt mit laktosefreien Milchprodukten beliefert. Den Anfang machte hierzulande die schw\u00e4bische Molkerei OMIRA, die mit der Zeit ihr \u201eMinus L\u201c Sortiment mit einer erstaunlichen Produktf\u00fclle national distribuiert hat. Der Markt f\u00fcr laktosefreie Milchprodukte w\u00e4chst nach wie vor noch immer zweistellig. Der wahre Pionier f\u00fcr \u201elaktosefrei\u201c ist allerdings die finnische Molkerei Valio, da Laktoseintoleranz bei den Finnen tats\u00e4chlich geh\u00e4uft vorkommt.<\/p>\n

Was hei\u00dft \u201elaktosefrei\u201c?<\/strong><\/h2>\n

Im Gegensatz zu Lebensmittel mit Allergenen, gibt es bei blo\u00dfen Unvertr\u00e4glichkeiten keine allgemeine internationale Regelung: Die Definition von \u201elaktosefrei\u201c korreliert mit einer Rest-Laktosekonzentration von 0,1 oder 0,01 Prozent, abh\u00e4ngig von Land und Hersteller sowie den nationalen Regelungen.<\/p>\n

Die Erkennung des Schwellenwerts f\u00fcr die Rest-Laktosekonzentration, nach einer Laktasebehandlung der Prozessmilch, bildet in der Praxis eine gro\u00dfe Herausforderung. Die genaue Erkennung dieses Wertes spart Produktionszeit und bildet auch einen Parameter f\u00fcr die Qualit\u00e4tskontrolle. Bisherige Nachweisverfahren f\u00fcr geringe Laktosekonzentrationen waren entweder sehr ungenau, arbeitsaufw\u00e4ndig, teuer oder st\u00f6ranf\u00e4llig. In der Milchindustrie gibt es damit akuten Bedarf an einer schnellen, pr\u00e4zisen und einfachen Methode, um eine bessere Kontrolle \u00fcber den Produktionsprozess zu erlangen. Die klassischen Methoden sto\u00dfen hier an ihre Grenzen. Wie kann die Milchindustrie dem Verbraucher bestimmte Eigenschaften zusichern, ohne enorme Anstrengungen in der Qualit\u00e4tssicherung und -kontrolle vornehmen zu m\u00fcssen? High-Tech<\/a>, besser High-Chem-Tech, kann auch hier Abhilfe schaffen.<\/p>\n

Ungenauigkeiten eliminieren: Durchbruch durch hochselektives Enzym<\/strong><\/h2>\n

2013 haben f\u00fcnf Forscher der Universit\u00e4t f\u00fcr Bodenkultur Wien (BOKU) die Firma DirectSens gegr\u00fcndet. Das Unternehmen hat eine Biosensor-Technologieplattform entwickelt, die zum Nachweis verschiedener Kohlenhydrate eingesetzt werden kann. Eine der Anwendungen \u2013 LactoSens\u00ae<\/a> \u2013 ist ein Biosensor, um Reste von Laktose in laktosefreien Milchprodukten nachzuweisen.<\/p>\n

Biosensoren nutzen Enzyme, die eine Substanz, beispielsweise Laktose, in einer Probe spezifisch detektieren und in ein messbares elektrisches Signal umwandeln. Herz des neuartigen Messsystems ist ein genetisch optimiertes Enzym, das auf einem Teststreifen immobilisiert ist. Das Enzym oxidiert die Laktose in der Probe und erzeugt Elektronen, die von einem Leseger\u00e4t gemessen werden \u2013st\u00f6rungsfrei und in bisher unerreichter Pr\u00e4zision und Zuverl\u00e4ssigkeit. Eine Software wandelt den gemessenen Strom in ein quantitatives Ergebnis f\u00fcr die Laktosekonzentration um. Das Ganze ist so genau, dass das d\u00e4nische Lebensmittelinstitut NordVal eine Gleichwertigkeit zu HPLC, der Standard-Referenzmethode in der Spurenanalytik, bescheinigt hat. Das System kann Laktose bis zu einer Konzentration von 0,008 Prozent messen.<\/p>\n

Fachmessen bilden traditionell den richtigen Rahmen, um solche bahnbrechenden Innovationen einem Fachpublikum vorzustellen. Auch auf der n\u00e4chsten drinktec wird das Thema Prozessanalytik vertreten sein. Man darf schon jetzt darauf gespannt sein, was die Milchindustrie bis 2021 an Neuheiten pr\u00e4sentieren wird!<\/p>\n