Sicherheit wird bei der Produktkennzeichnung groß geschrieben

Die Realisierung einer vollständigen Überprüfung von Etiketten ist Sache von Spezialisten
© Kaiser / SVS Vistek

Die Automatisierung hält auch in der Produktion von Milchprodukten Einzug. Mit dem Einzug digitaler Prozesse spielt vor allem ein Thema eine zentrale Rolle: die Sicherheit. Darunter fällt auch die Produktkennzeichnung. Geht hier etwas schief – beispielsweise durch kleinste Fehler oder Abweichungen im Etikett bzw. dessen Bedruckung –  kann das dazu führen, dass ganze Produkt-Chargen nicht in Umlauf gebracht werden können. 

Lebensmittel – darunter auch Milchprodukte – werden heute in zunehmendem Maße automatisiert hergestellt. Zwar steigt die Geschwindigkeit einzelner Produktionen dadurch nicht mehr weiter an – gut Ding braucht einfach Weile –aber die Hersteller erlangen mehr Sicherheit, mehr Kenntnis über ihre Prozesse sowie Informationen, wo ggf. eine Optimierung ansetzen kann.

Im Gegensatz dazu steht der Trend hin zur traditionell handwerklichen Herstellung, wie sie z.B. in Dorfkäsereien betrieben wird. Deren Erzeugnisse decken verschiedene Verbraucherbedürfnisse ab, zu nennen sind hier Aspekte wie Genuss, Qualitätsgarantie, Regionalität, Authentizität oder Individualität eines Produktes. Dies sind wohlgemerkt Luxuswünsche, die weit über die bloße Ernährung hinausgehen und ihren Preis fordern. Das realisierbare Marktvolumen bleibt daher eher begrenzt.

Hohe Taktung in der Massenproduktion

Bei der sogenannten „Massenproduktion“ geht es speziell um die Grundversorgung. Beispiele sind H-Milch, Käseaufschnitt für den SB-Bereich oder Schlagsahne. Hier laufen enorme Mengen an Produkteinheiten durch die Produktionslinien. Leider haben letztere trotz aller Automatisierung die Tendenz zu allmählichen Änderungen, die, wenn man sie nicht quasi im Augenblick ihres Entstehens abregelt, zu hohen Verlusten an Verpackungsmaterial und ggf. auch an Produkten führen können. Deswegen müssen Produktionsstraßen stets überwacht werden, sie stehen in der Regel immer unter menschlicher Aufsicht. 

Das Etikett: Es hilft bei der Kaufentscheidung von verpackten Lebensmitteln und dient zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher. Dabei steht vor allem im Vordergrund, aus was die Lebensmittel bestehen und welche Eigenschaften sie haben. Hierzu gibt es weitgehend einheitliche Regeln im europäischen Binnenmarkt.

Bei den heute sehr hohen Geschwindigkeiten in der Produktion –beispielsweise in einer Abpackung von Käsescheiben – muss der Bediener jedoch bei seiner Aufgabe unterstützt werden, denn die Taktzahl der Tiefziehmaschine lässt eine rein visuelle Prüfung kaum noch zu, jedenfalls nicht für das menschliche Auge. 

Produktkennzeichnung: Jedes einzelne Etikett wird überprüft

Die Produktkennzeichnung ist bis ins Detail geregelt – und das ist auch wichtig: Denn nur mit einwandfreien Etiketten sind die Produkt-Chargen „verkehrsfähig“ – wie die Fachleute sagen. Bis vor Kurzem wurden vielleicht die aufgebrachten Barcodes einer maschinengestützten Einzelprüfung unterzogen. Aktuell gehen aber immer mehr Hersteller dazu über, den gesamten Informationsinhalt der Etiketten zu prüfen – und zwar jedes einzelnen. Die Prüfung erfolgt meist auf kein oder ein falsches Etikett auf der Verpackung sowie nicht lesbare, nicht gelesene oder falsch ausgewertete Etiketten. Hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Fehlerquellen, z.B. bei fremdsprachiger Kennzeichnung, orientalischer, griechischer oder kyrillischer Beschriftung, die der Maschinenfahrer im Zweifelsfall gar nicht lesen kann. Von abweichenden länderspezifischen Standards für Gewicht und Volumen ganz zu schweigen. 

Und: Bei einer Bandgeschwindigkeit von rund einem Meter pro Sekunde bleiben maximal 150 Millisekunden Zeit, um zwei Codes und bis zu 20 zusätzliche Prüfungen von Texten, Datumsangaben, Logos oder Dimensionen auf jeder Verpackung zu lesen und auszuwerten, so Stefan Waizmann von SVS-Vistek, einem Spezialisten für die Bildverarbeitung.

Die Etiketten-Prüfung eine echte Herausforderung

Klar wird, dass eine automatisierte, komplette Prüfung von Etiketten ein herausforderndes Unterfangen ist. Das fängt bei der Kameratechnik an, setzt sich über die Wahl der Belichtung fort (die meisten Labels glänzen und reflektieren dabei Licht) und endet schließlich bei einer Datenbank, in der alle korrekten Informationen zusammengetragen sind, um einen Vergleich mit dem auf der Produktionslinie erzeugten IST-Zustand zu ermöglichen. Am Ende steht noch die Anbindung an das unternehmenseigene ERP-System.

Die Prüfung der Produktkennzeichnung auf Richtigkeit ist und bleibt eine Sache für Experten. Wer als Lebensmittelhersteller mehr Sicherheit für seine Produktion schaffen will, der sollte sich also beraten lassen. Eine exzellente Gelegenheit dafür sind Fachveranstaltungen wie zum Beispiel Messen. Dort können Angebot und Problemlösungen an Ort und Stelle gleich von mehreren Spezialisten abgefragt werden. Die kommende drinktec, die vom 13. bis 17. September 2021 in München stattfindet, wird auch und gerade im Bereich der Produktkennzeichnung den aktuellen Stand der Technik abbilden. Tragen Sie diesen Termin getrost schon jetzt in ihren Kalender ein!

Roland Sossna

Der gelernte Molkereifachmann, Agraringenieur und freie Fachjournalist Roland Sossna gestaltet unter anderem die Redaktion der Fachtitel molkerei-industrie und IDM International Dairy Magazine. Regelmäßig stellt er herausragende Innovationen aus der Molkerei-Branche auf dem Blog vor.