Pflanzenmilch in vielen Facetten: Nachhaltigkeit und Gesundheitsaspekte im Fokus
![Pflanzliche Milchgetränke](https://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2019/11/plant-milk-drinks-1024x484.jpg)
Seit kurzem findet jedes Jahr am 22. August der Weltpflanzenmilchtag statt. Er wurde von ProVeg und Plant Based News 2017 ins Leben gerufen, um die Aufmerksamkeit von Millionen Menschen weltweit auf pflanzliche Milchalternativen zu lenken und deren ökologische und gesundheitliche Vorteile im Vergleich zur klassischen Kuhmilch darzustellen. Eine Aktion, die ankommt. Auch, weil die Beliebtheit von Pflanzenmilch als Alternative wächst. Ebenso wie die Auswahl.
Weltweiter Kuhmilch-Verbrauch bei knapp 180 Millionen Tonnen
Dennoch, der Kuhmilchabsatz ist dem der pflanzlichen Milchalternativen nach wie vor deutlich überlegen. Für das Jahr 2019 prognostiziert die USDA (United States Department of Agriculture) gemäß Statista einen weltweiten Verbrauch von Kuhmilch in Höhe von rund 178,66 Millionen Tonnen. Laut Rabobank belief sich der Umsatz der Top 20 Molkereien 2018 auf 209,5 Milliarden US-Dollar. Insgesamt gesehen soll die globale Kuhmilchindustrie, deren Umsatz 2018 gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Milliarden US-Dollar zurückging, etwa 400 Milliarden US-Dollar schwer sein.
Pflanzenmilch auf Wachstumskurs
Damit liegt sie weit vor der Branche für Pflanzenmilch. ProVeg rechnet hier zwischen 2019 und 2026 mit einem jährlichen globalen Anstieg des Umsatzvolumens um durchschnittlich 9,1 Prozent auf 28,3 Milliarden US-Dollar. „Noch nie gab es einen besseren Zeitpunkt, um auf pflanzliche Produkte umzusteigen“, meint Sean Mackenney, Kampagnenleiter bei ProVeg. Auch, wenn regulatorische Hürden teilweise blockieren. So ist der Begriff „Milch“ zum Beispiel in der EU geschützt und Hersteller von Pflanzenmilch müssen ihre Milchalternativen als „Drinks“ (beispielsweise als „Soja-Drink“) vermarkten. Und: Während Kuhmilch häufig dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz unterliegt, wird Pflanzenmilch meist mit dem Regelsatz besteuert.
Knapp die Hälfte aller Konsumenten in den USA kauft Pflanzenmilch. Auch in Deutschland nimmt der Konsum von Pflanzenmilch zu: Laut der neuen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung konsumieren hierzulande 16 Prozent pflanzliche Milchalternativen. Der Wert der weltweiten Branche wird auf 16 Milliarden Dollar geschätzt.
Ein weiterer Schritt in Richtung bewusster und nachhaltiger Lebensstil
Doch warum überhaupt greifen Konsumenten immer häufiger zu Pflanzenmilch? Die Antwort hierauf ist vielschichtig. Zum einen sicherlich, weil Milchkühe häufig die wenig tierfreundliche Massentierhaltung ertragen müssen und die Tierhaltung hohe Treibhausgase verursacht. Zum anderen auch, weil Milch Cholesterin und trans-Fettsäuren sowie Wachstumshormone enthält. Für viele Verbraucher ist die Hinwendung zu pflanzlichen Milchalternativen folglich ein weiterer Schritt in Richtung bewusster und nachhaltiger Lebensstil.
Mandelmilch mit Imageproblem
2008 lancierte die kalifornische Mandelindustrie eine breit angelegte Marketingkampagne. Infolgedessen entwickelte sich ein starkes Verbraucherinteresse für Mandelmilch. 2013 überholte Mandel- die Sojamilch, etablierte sich als erfolgreichste Pflanzenmilch in den USA, ist es bis heute geblieben und wird seither auch zunehmend auf dem europäischen Markt vertrieben. Doch die Mandelmilch kämpft mit einem Imageproblem. Eine einzige Mandel benötigt bis zur Reife etwa vier Liter Wasser. So fallen in Kalifornien, dem Land in dem 80 Prozent der Mandeln weltweit geerntet werden, 10 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs für Mandeln an. Außerdem enthält die Kuhmilch-Alternative nur etwa 2 bis 10 Prozent Mandeln pro Liter Flüssigkeit, ist häufig stark gesüßt und weist kaum Calcium, wenig Proteine und so gut wie keine Mineralstoffe auf. Manche Hersteller lösen dies – wie bei anderen pflanzlichen Milchalternativen oft ebenfalls so praktiziert – durch Zusätze.
Oatly als ein Hafermilch-Pionier
Betrachtet man den deutschen Markt, war die Mandelmilch noch im Jahr 2017 der Gewinner im Bereich Pflanzenmilch-Innovationen. 2018 wurde sie von Hafermilch überholt. Die bahnte sich vor allem dank der schwedischen Marke Oatly bereits recht frühzeitig ihren Weg in den US-Markt.
Oatly startete gezielt in New Yorker Coffee-Shops und weitete die Aktivitäten schließlich auf Cafés und Lebensmittelgeschäfte im ganzen Land aus. Seit kurzem hat die Marke Oatly, die auch innerhalb Europas recht präsent ist, den chinesischen Markt ins Visier genommen. Generell punktet Hafermilch mit Ballaststoffen, Proteinen und ist reich an Eisen und B-Vitaminen.
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Innovatives wie Erbsen-, Hanf- und Lupinenmilch bahnt sich seinen Weg
![Die Milch-Alternative aus Lupinen bietet eine hochwertige Eiweißquelle bei veganer Ernährung.](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2019/11/lupinen-milch.jpg)
Ein interessanter jüngster Trend ist etwa der zu Erbsenmilch. Hier sind in den USA beispielsweise das Start-up Ripple Foods mit Original Nutritious Pea Milk oder Bolthouse Farms mit Plant Protein Milk aktiv. Doch auch die deutsche DrinkStar bietet mit Princess and the Pea einen neuartigen Erbsendrink, den Geschäftsführer Roland Bittermann folgendermaßen beschreibt: „Diese Pflanzenmilch ist von Natur aus laktose-, gluten- und allergenfrei und damit ein ideales Getränk für Verbraucher mit Lebensmittelallergien oder Nahrungsintoleranzen.“ Angereichert sind die Drinks mit Calcium und Rapsöl, das Omega-3-Fettsäuren bereitstellt. Also auch hier der Pflanzendrink mit Zusatz.
Steigendes Interesse verzeichnet außerdem Hanfmilch. Wichtig zu wissen ist, dass Hanfmilch stets aus Nutzhanf ohne THC-Gehalt erzeugt wird, es sich hier also nicht um ein Rauschmittel handelt. Bei Gesundheitsexperten erfreut sich Hanfmilch zunehmender Beliebtheit, weil sie eine hohe Menge an Proteinen und Omega-3-Fettsäuren mit geringem Fettgehalt enthält. Laut Yumda Food & Drink Business Info soll der globale Hanfmilchmarkt bis 2024 voraussichtlich ein Volumen von etwa 454 Millionen US-Dollar erreichen. 2018 hielt Nordamerika am Welt-Hanfmilchmarkt 50 Prozent, gefolgt von Europa.
Noch weniger bekannt als Hanfmilch ist derzeit Lupinenmilch. Die Lupine als eiweißreiche Feldfrucht ist schon seit langem in unseren Breitengraden zuhause, kam aber für rein pflanzliche Nahrungsmittel – insbesondere als heimische Alternative zu Soja, Reis, Mandel und Kokos – bislang kaum zum Einsatz. Nach einem Verfahren, das am Fraunhofer IVV entwickelt wurde, produziert nun beispielsweise der deutsche Hersteller Prolupin unter der Marke Made with Luve Lupinenmilch in den Geschmacksrichtungen Natur, Vanille und Schoko.
Mit Informationen zur Verwendung weiter punkten
Auch in Zukunft ist davon auszugehen, dass Pflanzendrinks für immer wieder neue Impulse sorgen. Und, dass sie allesamt mit Nachhaltigkeit und Gesundheitsaspekten punkten möchten. In diesem Zusammenhang ist eine jüngste Mintel-Studie interessant, die das Konsumverhalten der Briten bei pflanzlichen Milchalternativen innerhalb eines Drei-Monats-Zeitraums mit Ende Februar 2019 betrachtete. Fast ein Viertel der Briten verwendete innerhalb dieses Zeitraums Pflanzenmilch. Unter den 16- bis 24-jährigen war es sogar ein Drittel. Das Wachstum wurde von Hafer-, Kokosnuss- und Mandelprodukten getragen. Die Mintel-Forschung unterstreicht im Rahmen dieser Studie auch die Bedeutung von Ethik und Umwelt für die klassische Milchwirtschaft. So ist in diesem Bereich mittlerweile ein Viertel der Konsumenten an Produkten interessiert, die eine nachhaltige Landwirtschaft garantieren und etwa jeder siebte Konsument wünscht sich eine On-Pack-Angabe dazu, wie viele Tage die Kühe des Milchherstellers im Freien verbringen durften.
Für Pflanzenmilchproduzenten ein wesentlicher Hinweis aus den Ergebnissen der Studie: das Interesse an umfassender Information. So würden 65 Prozent der Verbraucher Hinweise zur Verwendung der pflanzlichen Milchalternativen beim Kochen und Backen begrüßen. Und sogar 24 Prozent der Verbraucher, die Pflanzenmilch bislang noch nicht kaufen, wären an solchen Tipps interessiert. Was mit beinhaltet, dass gezielte Information in der Lage sein könnte, noch mehr Konsumenten von pflanzlichen Milchalternativen zu überzeugen.