Nachhaltigkeit beim Getränkekauf: Mehrweg, individueller Service und aufgeklärte Kunden sind das Erfolgsrezept

Mehrwegflaschen haben gegenüber Einwegflaschen einen entscheidenden Vorteil: sie verursachen weniger Müll und schonen die Umwelt. Sie sind jedoch oft teurer und werden im Einzelhandel seltener verkauft. Viele Verbraucher kennen den genauen Unterschied zwischen Einweg und Mehrweg nicht und achten beim Kauf hauptsächlich auf den Preis und praktische Aspekte. Daher sind Getränkehändler und -hersteller gefragt, den Kunden zu informieren und von nachhaltigen Getränkeverpackungen zu überzeugen.

Seit der Einführung des Pfandsystems für Einwegflaschen 2003 und trotz des weltweit größten Mehrwegsystems im Getränkebereich ist der Anteil der Mehrweg-Getränkeflaschen in Deutschland von 71,1 auf rund 42 Prozent zurückgegangen. Den Druck machen Discounter, die überwiegend Einwegflaschen zu sehr niedrigen Preisen verkaufen, sowie die Mehrweg-Aussteiger Lidl und Coca-Cola, die künftig ganz auf Einweg setzen. Um den Einweg-Trend zu stoppen, setzen das neue Verpackungsgesetz sowie die Initiative „Mehrweg ist Klimaschutz“ der Mehrweg-Allianz neue Impulse für mehr Nachhaltigkeit im Getränkekauf.

Pfand ist nicht gleich Pfand

17 Milliarden Plastikflaschen werden jährlich in Deutschland als Einweg-Variante verkauft. Für viele Konsumenten ist alles Mehrweg, was als Pfandflasche zurückgegeben werden kann – ein Trugschluss. Einweg-Pfandflaschen kommen als Recycling-Gut nur teilweise wieder an Abfüller zurück. Echte Mehrwegflaschen dagegen werden, wenn auch nicht endlos, aufgefüllt und wieder verwendet.

Hinzukommt der Preis- und Bequemlichkeitsfaktor: Einweg-Plastikflaschen können überall zurückgeben werden. Und 1,5 Liter Mineralwasser in der Einwegflasche kosten beim Discounter 19 Cent plus 25 Cent Pfand – an den Preis kommt kaum ein Mineralwasser in Glasflaschen heran.

Plastik ist Müll – Mehrweg ist Klimaschutz: der Handel zeigt Haltung

Würden in Deutschland alle alkoholfreien Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt, ließen sich damit pro Jahr 1,25 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht etwa dem Ausstoß von 575.000 Mittelklasseautos, rechnet die Deutsche Umwelthilfe, DUH, vor. Sie ist Teil der „Mehrweg-Allianz“, die seit Jahren gegen das Einweg-System und für mehr Nachhaltigkeit antritt. Zur „Mehrweg-Allianz“ gehören neben der DUH über 5.000 Getränkehändler, private Brauereien sowie Gewerkschaften, Stiftungen und Branchenverbände, darunter der Verband des deutschen Getränkefachgroßhandels (GFGH), der Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (EHV) und der Verband der Privaten Brauereien Deutschlands.

Ihre Forderungen werden im ab 1. Juli 2019 geltenden Verpackungsgesetz teilweise umgesetzt: künftig weisen Schilder an den Regalen auf Mehrweg- beziehungsweise Einweggut hin. Dadurch kann der Kunde jetzt mitentscheiden und ist informiert darüber, was er kauft. Zusammen mit der Verbraucherkampagne „Mehrweg ist Klimaschutz“ ist es ein klares Signal an die Kunden, umweltbewusster einzukaufen. So soll die im Gesetz aufgenommene Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent erreicht werden. Aber auch andere Trends verändern den Getränke-Verpackungsmarkt hin zu mehr Nachhaltigkeit. Auf dem drinktec Blog werde einige Trends – so wie hier – näher vorgestellt.

Der Trend: Mit individueller Beratung und Lokalkolorit gegen den Wettbewerbsdruck

Der Appell an das ökologische Bewusstsein ist ein Konzept, um Mehrweg als nachhaltige und umweltbewusste Lösung im Verpackungssektor stärker zu verankern. Auch eine Pflichtabgabe nach Plastiktüten-Vorbild könnte ein Modell sein. Tatsächlich ist der Verbrauch von Plastiktüten seit der Einführung der Bezahlpflicht im Juli 2016 um ein Drittel zurückgegangen. Der Geschäftsführer der DUH, Jürgen Resch, verlangt eine „Lenkungsabgabe“ für Einwegverpackungen von jeweils 20 Cent.

Andere Vorstöße gegen den Preis- und Wettbewerbsdruck von Lebensmitteleinzelhändlern und Discountern legen den Fokus auf Service: Mit individuellen Beratungs- und Sortimentsmöglichkeiten überzeugen kleine Getränkemärkte ihre Kunden, lokal einzukaufen und auch die Rückgabe dort abzuwickeln. Die Idee könnte auch eine Lösung für kleinere Heimlieferanten sein. Das deutsche Pfandsystem bevorzugt derzeit große Lebensmittelketten, die ein vielfältigeres Sortiment anbieten und die Pfandflaschen zurückzunehmen können. Für kleinere Anbieter könnte der Servicegedanke ein Pluspunkt gegenüber den Big Playern sein.

Handel und Fachhandel auf der drinktec

Auf der drinktec können sich Aussteller und Besucher umfassend über Themen und Trends im Getränkehandel informieren. Die parallel zur drinktec stattfindende Fachkonferenz PETnology geht intensiv auf die „Circular Economy“ ein und fragt unter dem Motto „Sind wir grün genug?“, wie der geschlossene Kreislauf von PET-Flaschen gelingen kann. Sowohl in der Innovation Flow Lounge in Halle B1, als auch auf der BevTech Europe, der Fachkonferenz für Getränkehersteller und Zulieferer, geht es um Verpackungslösungen der Zukunft. Und die PRO FachHANDEL, Leitmesse des deutschen Getränke- und Conveniencefachhandels, ist als etablierte Kommunikationsplattform erstmals parallel zur drinktec vor Ort.

Die Innovation Flow Lounge wird unterstützt von:

  • Döhler
  • FoodBev Media
  • KHS
  • Sahm GmbH

drinktec Blog-Team

Hier berichtet das drinktec Team über alles rund um die drinktec und gibt Einblicke hinter die Kulissen der Messe.