Moderne Etikettiertechnik bietet Flexibilität in unterschiedlichen Facetten

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© Krones AG

Die in der alkoholfreien Getränkebranche immer weiter zunehmende Vielfalt an Getränke- und Behältervarianten sowie immer zügiger wechselnde Ausstattungswünsche stellen für den Bereich der Etikettiertechnik eine Herausforderung dar. Hier werden flexible Lösungen gefordert, die perfekte Etikettier-Ergebnisse erbringen. Zudem stehen schnelle Produkt- und Formatwechsel sowie die einfache Bedienung mit im Vordergrund.

Etikettiertechnik spannt den Bogen von der Technik zum Marketing

Im Grunde genommen ist es die Etikettiertechnik, die den Bogen von der Technik hin zum Marketing spannt, denn hier muss Technik auch aus Marketingsicht in jeder Hinsicht überzeugen. Schließlich ist es am Point of Sales das Etikett, das mit dem Konsumenten kommuniziert. Und es ist das Etikett, das den Verbraucher bei einer schlechten Etikettierleistung im schlimmsten Fall dazu bringen kann, dass er dem Getränk eines anderen Herstellers den Vorzug gibt. Präzision ist bei der Investition in Etikettiertechnik folglich eine Grundvoraussetzung.

Ein weiterer Aspekt, auf den bei der Investition in Etikettiertechnik immer noch stärker geachtet wird, betrifft die Flexibilität. So sollen sich häufig unterschiedliche Gebindevarianten und -größen auf einer einzigen Etikettiermaschine verarbeiten lassen. Außerdem ist es für zahlreiche Getränkeproduzenten von großer Bedeutung, dass eine einzige Etikettiermaschine die Möglichkeit bietet, mehrere Etikettierverfahren zu realisieren. Immer wichtiger wird außerdem die Option, sehr kleine Losgrößen bei minimalen – oder noch besser – gar keinen Umstellzeiten zu realisieren. Hersteller von Etikettiermaschinen kommen den Forderungen der alkoholfreien Getränkebranche mit unterschiedlichen Lösungsvarianten nach.

Multi-Technologie-Maschine contra spezifische Maschine

Beispielsweise setzt Sidel mit seinen neuen „Evodeco“-Etikettierern auf Modultechnik. Hier besteht die Möglichkeit, entweder mehrere Etikettieranwendungen für PET, HDPE oder Glas auf einer Multi-Technologie-Maschine zu realisieren oder sich für eine einzige Etikettieranwendung auf einer spezifischen Maschine zu entscheiden. Auf diese Art und Weise, so der Hersteller, lässt sich im Rahmen der Plattform stets die Lösung wählen, die den Etikettieranforderungen des jeweiligen Unternehmens und der vorgegebenen Produktionsleistung entspricht. Es kann also genauso der Multi-Etikettierer mit bis zu vier verschiedenen Etikettiertechnologien (Roll-Fed, PSL, Kaltleim und Heißleim) sein wie beispielsweise der reine PSL, Kaltleim-, oder Roll-Fed-Etikettierer. Erst kürzlich lieferte das Unternehmen zum Beispiel einen Etikettierer, der ausschließlich die Roll-Fed-Etikettierung praktiziert, an den Wasserproduzenten Levissima, Teil der Sanpellegrino-Gruppe. Mit ihren beiden Etikettierstationen stattet die Maschine hier eine viereckige 1,5-l-Kunststoffflasche aus. In diesem Fall lag der Fokus nicht auf einer Verarbeitung unterschiedlicher Flaschen mit vielfältigen Etikettierverfahren, sondern darauf, dass sowohl sehr leichte viereckige Behälter als auch sehr dünne Etiketten äußerst präzise zu verarbeiten sind.

Dosenetikettierung im Fokus

Unter dem Motto „flexibel, ressourcensparend und kompakt“ präsentiert auch KHS sein jüngstes Produkt im Bereich der Etikettiermaschinen: die Baureihe „Innoket Neo“ für Dosen. Mehr Gestaltungsmöglichkeiten und eine schnellere Umsetzung des Designs bei geringeren Lagerkapazitäten, so die Ziele des Herstellers bei dieser Neuheit. Mit der genannten Etikettiermaschine lassen sich selbstklebende Folien- oder Papieretiketten auf Dosen aufbringen. Dabei ist eine teilweise oder vollständige Umschlingung des Behälters möglich. Zielgruppe sind insbesondere Hersteller kleiner Chargen als auch Produzenten mit hoher Markenvielfalt.

Unter Digitaldruck versteht man ein Druckverfahren, bei dem das Druckbild direkt von einem Computer auf den Drucker oder Plotter übertragen wird. Statische Druckformen wie Film- oder Druckplattenbelichtung werden beim Digitaldruck nicht gebraucht. Das vereinfacht die individuelle Gestaltung einzelner Druckbögen. Das Etikett kann zudem sofort nach der Gestaltung gedruckt werden. Der Digitaldruck zählt zu den schnellst Druckverfahren.

Noch ein zartes Pflänzchen: der Digitaldruck

Noch ist er ein zartes Pflänzchen innerhalb der Getränkebranche, doch dieses zarte Pflänzchen könnte schneller wachsen als gedacht: Die Rede ist vom Digitaldruck für Getränkebehälter. Krones ist hier ein Vorreiter. Das Tochterunternehmen Dekron bietet nicht nur die Maschinentechnik, sondern das komplette Verfahren aus einer Hand. Zu dem Rundumpaket gehören neben Maschine und Druckfarbe auch das Definieren und Realisieren der Prozesseigenschaften und das Einrichten des Workflows. Für die Abfüllbetriebe bedeutet dies laut Hersteller, dass sie die Möglichkeiten des Direktdrucks sofort nach der Inbetriebnahme nutzen können. Mittlerweile führt Dekron vier verschiedene Direktdruckanlagen für Glas, PET und HDPE, die sich hinsichtlich Leistung und möglicher zu bedruckender Behälterarten unterscheiden. Das System verarbeitet bis zu acht Farben und erreicht eine Auflösung von 360 dpi. Die Druckhöhe von bis zu 190 mm bietet viel Gestaltungsfläche.

Ein wesentlicher Vorteil des Direktdrucks ist der, dass neuartige Behälterdekorationen zu realisieren sind. Hier können Rillen und Erhebungen bedruckt sowie Behälter mit Embossing oder Debossing gezielt dekoriert werden. Gleichzeitig lassen sich 3D-Effekte kreieren und Optik und Haptik zu einem multisensorischen Erlebnis verschmelzen. Auch individualisierte Artworks sind machbar.

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© Unsplash.com / User: Lacey Williams

Des Weiteren spricht für die digitale Behälterdekoration, dass keine Etikettenbeschaffung und -lagerung mehr anfällt, sich Kleinstchargen wirtschaftlich produzieren lassen und eine sofortige Reaktion auf Marktänderungen möglich ist. Sondereditionen sind einfach umsetzbar. Beispiel Fußballweltmeisterschaft: Mithilfe des Digitaldrucks ist es machbar, unmittelbar nachdem der Weltmeister feststeht, Flaschen mit Weltmeisterlogo auszustatten und den Fans im Stadion diese im Extremfall schon direkt am Ausgang des Stadions in die Hand zu drücken. Auch Losgröße 1 ist mithilfe des Digitaldrucks eine Option – ein wesentlicher Aspekt für die gezielte Personalisierung von Getränken.

Folgt der Durchbruch in der Etikettiertechnik?

Obwohl in der Getränkebranche noch in den Startlöchern, spricht in einer zunehmend digitalen Welt folglich auch hier vieles für einen Durchbruch des Digitaldrucks. Wobei die klassischen Etikettiertechniken auch weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben werden. Vor allem für etablierte Produkte, bei denen Konsumenten ein gleichbleibendes Etikett erwarten, geben sie auch künftig Sinn. Zügige Umrüstung auf unterschiedliche Gebinde und Etikettiertechniken, einfache Bedienung und Wartung, kompakte Gestaltung, hoher Wirkungsgrad, niedrige Gesamtbetriebskosten und allem voran die Etikettierqualität werden hier auch in Zukunft die Faktoren sein, nach denen bewertet und ausgewählt wird.

Friederike Arndt

Die selbstständige Fachjournalistin Friederike Arndt gilt als Expertin für den Bereich Getränke und war unter anderem lange Zeit als Redakteurin der Fachzeitschriften Getränkeindustrie und Getränkefachgroßhandel tätig. In dem Blog berichtet sie über die neuesten Trends und Innovationen aus dem Bereich der Alkoholfreien Getränke.