Lockdown: Auswirkungen auf den Getränkefachgroßhandel
Der Lockdown im März/April 2020 sowie der ab November 2020 geltende (Teil-)Lockdown haben in der Getränkebranche zu großen Verlusten geführt. Wie hoch diese ausgefallen sind, zeigen Auswertungen der GEDAT Getränkedaten GmbH. Basis der Erhebung war die Anzahl der monatlich belieferten Betriebe im Außer-Haus-Markt durch den Getränkefachgroßhandel.
Starke Einbußen für den GFGH im Außer-Haus-Markt
Der deutsche Getränkefachgroßhandel (GFGH) ist unterschiedlich aufgestellt. So waren Streckenlogistiker mit der Belieferung an den Lebensmitteleinzelhandel sowie Getränkeabholmärkte weniger vom Lockdown betroffen und konnten in Teilen sogar die Anzahl der Belieferungen steigern. Auf den Getränkefachgroßhandel, der den Außer-Haus-Markt beliefert, hatte der Lockdown hingegen besonders große Auswirkungen. In den aktuellen Auswertungen spricht GEDAT Getränkedaten davon, dass die Lieferungen des GFGH an die Gastronomie zeitweise um rund 80 Prozent eingebrochen sind.
Entwicklung im ersten Lockdown
Während in der Zeit vor Corona die Anzahl der monatlichen Lieferungen – neben üblichen saisonalen Schwankungen – auf recht konstantem Niveau blieb, sank das Niveau mit Beginn des ersten Lockdowns am 19. März 2020 auf einen Schlag drastisch.
Im April zeigte sich dann der Rückgang von rund 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwar kam es anschließend zu einer Erholung nach Ende des ersten Lockdowns ab Mai 2020, die ihren Höhepunkt im September des gleichen Jahres fand, dennoch blieb die Anzahl der belieferten Objekte im Außer-Haus-Markt des Getränkefachgroßhandels unter dem Ursprungsniveau des Vorjahres 2019.
Auswirkungen während der zweiten Corona-Welle
Ein ähnliches Bild zeichnet sich mit Beginn des zweiten (Teil-)Lockdowns im November 2020 ab. Auch in diesem Zeitraum lag die Anzahl der Lieferungen an die Gastronomie deutlich unter dem Vorjahresniveau, so der Bericht. Konkret heißt das: Der Index sank auf 24,2 und befand sich damit 60,5 Punkte unter dem Vormonat Oktober. Der Dezember lag auf einem Index von 22,2 und somit auf vergleichbarem Niveau.
Nach Angaben der GEDAT Getränkedaten zeigen die Prognosen der noch nicht abschließend vorliegenden Daten für den Lockdown-Monat Januar 2021 keine Entspannung. Es sei sogar laut derzeitiger Hochrechnungen mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
Unterschiedliche Verläufe je nach Geschäftstyp
Ein Blick auf die Betriebe nach Geschäftstyp liefert unterschiedliche Verläufe. In den Bereichen Beherbergung und Betrieben mit Fokus auf den Getränkeverkauf zeigten sich mit rund 85% vs. fast 90% für letzteren ähnlich starke Einbrüche in der Anzahl der Lieferungen im ersten Lockdown. Die Speisegastronomie traf es hingegen etwas weniger hart; hier lag der Rückgang bei circa 75%.
Kurzzeitige Erholung nach dem Lockdown im Frühjahr 2020
Auch die anschließende Erholung im Sommer 2020 ließ ähnliche Auswirkungen auf die verschiedenen Betriebsformen erkennen. Wenngleich der Mai noch wage Erfolge zeigte, stieg die Anzahl der belieferten Betriebe über den Sommer hinweg wieder auf ein vergleichbares, aber reduziertes Niveau von vor dem Lockdown.
Die Speisegastronomie erreichte in den Sommermonaten 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Indexwert von immerhin 83,2 im Juni (Vorjahresmonat 100), im Juli 88,4 (Vorjahresmonat 100), im August 89,7 (Vorjahresmonat 97,7) und im September einen Jahreshöchststand von 91,3 (Vorjahresmonat 98,4).
Ein ähnlich positiver Verlauf war bei den Beherbergungsbetrieben zu erkennen; hier lagen die Indexwerte für den gleichen Zeitraum von Juni bis September bei 81,8 (Vorjahresmonat 100), 90,5 (Vorjahresmonat 99,5), 91,5 (Vorjahresmonat 98,9) und 91,3 (Vorjahresmonat 97,9).
Der Indexwert in diesen Monaten beschrieb für Betriebe mit Fokus auf den Getränkeausschank dank leichter Verbesserungen sogar eine noch bessere Lage. Dort stieg der Wert von Juni bis September auf 83,7 (Vorjahresmonat 100), 90,3 (Vorjahresmonat 98,6), 91,7 (Vorjahresmonat 98,6) und im September auf einen Höchststand von 92,2 (Vorjahresmonat 97,5).
Über alle Betriebsformen hinweg blieb aber nichtsdestotrotz im September ein Verlust von 6,4 Indexpunkten im Vergleich zum Vorjahr festzuhalten.
Erneute Verluste durch den Lockdown im November 2020
Die positiven Entwicklungen stürzten zu Beginn des zweiten Lockdowns ab November 2020 erneut ein.
Die größten Einbußen mussten hier die Betriebe mit Fokus auf den Getränkeverkauf verkraften: Mit einem gesunkenen Index von 13,5 lag das Niveau nun wieder ähnlich tief wie im ersten Lockdown. Im Vergleich zum Vormonat Oktober war das einem Verlust von 57,2 Indexpunkten.
Nicht ganz so gravierend waren die Verluste bei den Beherbergungsbetrieben. Dort sank der Index von 82,3 im Oktober 2020 dann auf 23,1 im November, was einem Verlust von 59,2 Indexpunkten entsprach.
Die wenigsten Rückgänge verzeichneten Betriebe mit Ausrichtung auf den Verkauf von Speisen. Hier sank der Index im November auf 32,3; im Vergleich zum Vormonat Oktober mit 85,5 bedeutete das einen Verlust von 53,2 Indexpunkten.
Zur Methodik der Auswertung
Die Zahlen basieren auf der monatlichen Anzahl belieferter Objekte durch den Getränkefachgroßhandel (durchschnittliche Größe der Stichprobe von meldenden GFGH pro Monat n=922).
In der Auswertung sind Lieferungen in Betriebe berücksichtigt, die unterteilt werden in die Schwerpunkte Ausschank von Getränken, Verkauf von Speisen und Beherbergung. Da die Übergänge zwischen den Betriebsformen fließend sind, existieren außerdem viele Mischformen – dies ist beim Lesen des Berichtes zu berücksichtigen, so GEDAT.
Bei der Zuordnung kann folgende Aufschlüsselung eine Stütze sein:
- Betriebsformen mit Schwerpunkt auf Getränke umfassen neben der klassischen Kneipe auch Cafés, Bars und Gaststätten mit einer Speisekarte, die während des Lockdowns durchaus Mitnahmegeschäft betreiben können.
- Betriebsformen mit Schwerpunkt auf Speisen sind Restaurants und etwa Systemgastronomie, Rasthöfe, Imbisse.
- Zur Beherbergung zählen Betriebe mit jeglicher Ausrichtung auf Übernachtungen wie Hotels, Pensionen oder Jugendherbergen.
Der Beginn des Betrachtungszeitraums für die zugrunde liegende Untersuchung ist der Monat Juni 2019, dessen Anzahl belieferter Objekte den Indexwert 100 darstellt. Über den Indexwert wird die relative Veränderung der Anzahl belieferter Objekte pro Monat im Verhältnis zum Ausgangsmonat dargestellt. Ein Index von 110 bedeutet eine Veränderung von +10 Prozent, ein Indexwert von 90 bedeutet eine Veränderung von -10 Prozent zum Ausgangswert.
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Dieser Artikel ist powered by Verlag W. Sachon.