Witbier – der etwas andere Weißbiertrend
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Belgien pflegt wahrscheinlich die älteste Bierkultur der Welt. Aber manche historischen Stile waren fast völlig ausgestorben. Jetzt erleben sie – allen voran das Witbier – eine wahre Renaissance und liegen international insbesondere bei jungen Konsumenten im Trend.
Seinen Ursprung hat das Witbier östlich von Brüssel, im Herzogtum Brabant. Eine Region mit angeblich besonders fruchtbarem Boden. Beste Voraussetzung also für den Getreideanbau. Schon um das sechste Jahrhundert sollen hier aus Hafer, Gerste und Weizen feinste Biere gebraut worden sein. In der flämischen Provinz Hoegaarden wuchs im 16. Jahrhundert dann eine Brauerzunft heran, die bevorzugt mit heimischen Weizen produzierte. Etwa 300 Jahre später gab es allein in diesem kleinen Distrikt rund 30 Weizenbier-Erzeuger: Die sogenannten Witbier-Brauereien.
Bei dieser belgischen Typologie geht es um ein obergäriges Bier, das dem bayerischen Weizenbier ähnelt. Allerdings charakterisiert sich ein „Wit“ durch die Zugabe von Koriander, Orangenschale und häufig auch Muskat. Gebraut wird es etwa zur Hälfte mit Rohweizen und Gerstenmalz, manche Brauer geben noch ein wenig Hafer hinzu. Das Bier kennzeichnet sich durch eine meist strohblonde Farbe und ist häufig etwas trüb. Es überrascht mit einem schlanken Körper und einer moussierenden Perlage am Gaumen. Die zugegebenen Orangenschalen machen das Bier fruchtig und der Koriander gibt die gewisse Würze. Hopfen ist hier nebensächlich, denn den Wit-Brauern geht es eher um eine zarte Bitternote. Außerdem wartet der belgische Weizensaft gern mit einem geringen Alkoholprozent auf – dadurch gilt Witbier auch als prickelnde Erfrischung oder aromatischer Durstlöscher im Sommer.
Im 19. Jahrhundert starb der hefearomatische, alte Stil allerdings beinahe aus. Dank Pierre Celis wurde der belgische Weizensaft etwa in den 1960er Jahren reanimiert. Der gelernte Milchmann hatte Sehnsucht und Bedürfnis nach seinem liebsten Getränk, das es auf einmal nur noch selten gab. Celis gründete die Brauerei Hoegaarden im gleichnamigen Ort und startete damit eine bedeutsame Karriere. Heute gilt seine Braustätte als einer der bekanntesten Hotspots der Bierbranche, sie befindet sich jedoch inzwischen im Besitz des weltgrößten Brauereikonzerns Anheuser-Busch InBev. Aber auch die belgische La Brasserie La Binchoise sowie die Steendonk Brouwerij feiern wieder Erfolge mit speziellen Wit-Varianten.
Während bei Hoegaarden anfangs nur nach Rezepten aus alter Zeit produziert wurde, führt das Haus inzwischen mehrere Kreativsorten im Portfolio, darunter auch eine mit Himbeeren gebraute Bierspezialität. Solche Schöpfungen dienen der internationalen Craft-Bier Bewegung als neue Inspirationsquelle. Inzwischen wird der Wit-Stil weltweit in verschiedensten Spielarten angeboten. Anstatt Orangenschalen kommen auch andere Fruchtanteile in den Sud. Zudem werden Gewürze wie Kardamom, Süßholzwurzel oder auch Pfeffer verwendet, die dem Bier noch ein intensiveres Aroma verleihen. Manche Wit-Ableger werden auch mit Vanillenoten oder einer leichten Honigsüße gebraut. Dem Ideenreichtum sind hier keine Grenzen gesetzt.
Mehr zu solch kreativen Bieren erfahren Besucher im place2beer auf der drinktec 2017. Hier präsentieren nicht nur innovative und bekannte Brauer ihre Spezialitäten. Bei interessanten Fachvorträgen und Diskussionsrunden können Bierliebhaber auch mehr über den Wit-Trend erfahren. Natürlich können sich Besucher auch kostenfrei durch die internationale Biervielfalt – darunter sicherlich auch andere belgische Stile – probieren. Hier geht’s zum drinktec Rahmenprogramm.