Die südafrikanische Bierbranche im Portrait

verschiedene Bierflaschen
© unsplash / Rhett Wesley

Südafrika ist die Heimat von mehr als 58 Millionen Menschen. Das reichste afrikanische Land ist zugleich größter Bierproduzent und -konsument des Kontinents. Das Wachstum der südafrikanischen Bierbranche erhielt in den letzten paar Jahren aufgrund der trägen Wirtschaftslage einen Dämpfer, dennoch bleibt das Land einer der weltweit interessantesten Biermärkte und wird vor allem von zwei großen Playern dominiert.

Der Bierkonsum in Südafrika macht 1,8 Prozent des weltweiten Verbrauchs aus, damit belegt die Nation Platz 12 im globalen Länderranking. 2018 verbrauchte das Land insgesamt 34,47 Millionen Hektoliter Bier und verzeichnete damit im Vergleich zum Vorjahr (33,22 Millionen Hektoliter) einen Anstieg um 2,4 Prozent. Auch 2017 war der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr bereits um 5,6 Prozent gestiegen. Mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent am kommerziellen afrikanischen Biermarkt ist das Land somit der größte Bierproduzent und -konsument auf dem afrikanischen Kontinent.

Die AB InBev-Tochter South African Breweries (SAB) beansprucht fast 88 Prozent des Marktvolumens für sich und ist seit über 100 Jahren Südafrikas führende Bierbrauerei. Der weltweit größte Bierproduzent AB InBev wurde nach der Übernahme von SABMiller im Jahr 2016 – einem der bisher größten Zusammenschlüsse der Bierbranche – zur führenden Brauerei Südafrikas. AB InBev konnte in der Zwischenzeit sein Portfolio überarbeiten und den Vertrieb von Nicht-SAB-Marken wie Budweiser und Corona steigern. Die SAB-Produkte Lion Lager und Castle Lager sind die landesweit beliebtesten massenproduzierten Biermarken. 

Craft-Bier wurde in Südafrika erstmals in der Provinz Westkap gebraut, die Branche blieb jedoch zunächst relativ überschaubar, bis Anfang der 2000er Jahre immer mehr Handwerksbrauereien entstanden – Produktion und Marktwert waren allerdings noch recht mager. Erst vor etwa fünf Jahren gewann Craft-Bier auch in Südafrika an Bedeutung. Nach Angaben der Craft Brewers Association South Africa (CBASA) gibt es mittlerweile rund 220 Craft-Bier-Brauereien in Südafrika, die jedoch weiterhin nur einen Anteil von etwa einem Prozent an der gesamten südafrikanischen Bierbranche ausmachen.

Mit einem Anteil von 56 Prozent am landesweit konsumierten Alkohol ist Bier nach wie vor das beliebteste alkoholische Getränk in Südafrika. Wein und Spirituosen teilen sich mit jeweils 18 Prozent den zweiten Platz, während andere Kategorien den verbleibenden Anteil von 8 Prozent am Alkoholkonsum ausmachen. 

SAB dominiert den südafrikanischen Biermarkt

South African Breweries ist Südafrikas größte Brauerei und gleichzeitig eines der beliebtesten Unternehmen des Landes. Seit 2016 agiert SAB als Tochtergesellschaft des weltweit größten Brauereikonzerns AB InBev und betreibt bei einer jährlichen Braukapazität von 3,1 Milliarden Litern sieben Brauereien und 42 Bierdepots in Südafrika. Das Portfolio mit traditionsreichen Biermarken wie Castle Lager, Hansa Pilsener und Carling Black Label spricht eine breite Zielgruppe an.

Anheuser-Busch InBev SA/NV wandelte das 2016 übernommene Unternehmen SABMiller in eine Geschäftseinheit um und stellte den Handel der Aktien an den weltweiten Börsen ein.

SAB wurde 1895 als Castle Brewery gegründet, um die steigende Nachfrage durch Bergarbeiter und Goldsucher in und um Johannesburg zu bedienen. Zwei Jahre später notierte es als erstes industrielles Unternehmen an der Johannesburger und im darauffolgenden Jahr (1898) an der Londoner Börse. 1950 verlegte SAB sowohl den Hauptsitz als auch die Steuerung von London nach Südafrika. Im Jahr 1955 erwarb Castle Brewing die Brauereien Ohlsson’s und Chandlers Union und der Konzern wurde in South African Breweries umbenannt. 

SAB vertreibt sein Bier in Südafrika über ein umfangreiches Netzwerk, darunter eine Flotte selbstständiger Kraftfahrer. Diese sogenannten Owner-Drivers sind größtenteils ehemalige Mitarbeiter, die häufig vom Konzern bei der Gründung ihres eigenen Unternehmen unterstützt wurden. SAB hat bereits mehrere Milliarden Rand in das Owner-Drivers-Projekt investiert. 

Heineken South Africa

Heineken betreibt seit 2010 eine Brauerei in Sedibeng, einem Distrikt außerhalb von Johannesburg, mit einer installierten Kapazität von 5,3 Millionen Hektolitern. Heineken veröffentlicht zwar keine genauen Zahlen für die einzelnen Produktionsländer, entsprechend der Finanzergebnisse des niederländischen Mutterkonzerns gehört Heineken South Africa jedoch zu den Top-Performern. Dementsprechend konnte Heinekens Vorzeigemarke in Südafrika ein Wachstum im zweistelligen Bereich verbuchen, während Amstel „stark zulegte“. Das Cider-Geschäft, darunter vor allem Strongbow Apple Ciders, verzeichnete ebenfalls ein starkes Wachstum in Südafrika. Heineken South Africa trägt rund drei Prozent zur weltweiten Produktion des Konzerns bei und exportiert die in Sedibeng gebrauten Getränke in regionale Länder wie Namibia und Botswana.

Heineken Flaschen
© unsplash / Stella de Smit

Heineken erweiterte sein südafrikanisches Bierportfolio auch um alkoholfreie Marken sowie Marken mit geringem Alkoholgehalt, unter anderem Heineken 0.0, Windhoek Lite und Amstel Radler.

2019 steigerte Heineken South Africa seine Brauereikapazitäten durch ein Expansionsprogramm in Höhe von 60 Millionen Euro (952 Millionen Rand), um die wachsende Nachfrage nach Premium-Bier im Heimatmarkt bedienen zu können. An der größten Brauerei außerhalb Europas in Sedibeng wird aktuell gebaut, bis Ende 2020 dürfte dort die Produktion von 5,3 auf 7,5 Millionen Hektoliter pro Jahr angehoben werden.

Geringer Wettbewerb

Einige internationale Brauereien, wie das britische Unternehmen Whitbread, hatten versucht, im südafrikanischen Biermarkt Fuß zu fassen, konnten jedoch keine wesentlichen Marktanteile für sich gewinnen. Auch neue Startups bemühten sich von Zeit zu Zeit SABs Monopolstellung anzugreifen. Diese Unternehmen wurden letztlich bisher jedoch entweder durch SAB aufgekauft oder zogen sich aus dem Geschäft zurück. Die National Sorghum Breweries (NSB) sind ein populäres Beispiel: Das Unternehmen wurde 1990 gegründet und war nach mehr als zehn Jahren der erste neue Player in der südafrikanischen Bierbranche. „SABs Vormachtstellung ist bedroht“, urteilten Beobachter damals, einige rechneten gar damit, dass NSB innerhalb von wenigen Jahren einen Marktanteil von zehn Prozent erreichen könnte. Stattdessen hatte das Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und konnte keine wesentlichen Marktanteile für sich beanspruchen. 

Dennoch ist SAB nicht immun gegen jeglichen Wettbewerb. So entstand im Jahr 2004 durch ein Joint Venture von Diageo, Heineken und Namibian Breweries in Südafrika ein neues Unternehmen namens Brandhouse, das damit begann, einige der weltbesten Premium-Marken wie Heineken und Windhoek zu vermarkten und vertreiben. Das Auslaufen einer Vereinbarung zwischen SABMiller plc und Heineken N.V. im März 2007 läutete eine neue Ära des Wettbewerbs ein. Die Vereinbarung hatte SAB Ltd 40 Jahre lang ermöglicht, Amstel Lager in Südafrika zu brauen und zu vertreiben.

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