Trend in Brauereien: Kundenbindung durch Community-Building

Trend in Brauereien: Kundenbindung durch Community-Building
© Pixabay.com / User: ELEVATE

Ein neuer Trend zieht sich durch die weltweite Bierszene: Immer mehr Brauereien gründen eigene Communities und Fanclubs. Das Ziel ist es, die Kundenbindung zu stärken und Bier-Enthusiasten zu lebenslangen Markenbotschaftern zu machen. 

Sinkender Bierkonsum und Verdrängungswettbewerb fordern von etablierten Brauereien neue Modelle der Kundenbindung. Clevere Marketingmanager setzen deshalb immer mehr auf eigene Fanclubs und Communities, um ihre Kundenbindung zu stärken. Als Musterbeispiel gilt die schottische Kreativmarke Brewdog, die gerade eine zweite Dependance in Berlin aufbaut, um den deutschen und kontinentaleuropäischen Markt zu erobern. Die stetig wachsende Community der Schotten zählt inzwischen weltweit mehr als 100.000 Mitglieder, die sich „Punks for Equity“ nennen. Dabei geht es eigentlich um Crowdfunding-Aktionen. Aber die „Teilhaber“ genießen auch zahlreiche Vorteile wie etwa Rabatte in Brewdog-Bars und im Onlineshop. Zudem erhalten sie exklusiv alle neuen Biere bevor diese in den Handel kommen sowie Einladungen zu besonderen Brauerei-Events.

Kundenbindung: mit vielfältigen Angeboten Menschen erreichen

Nicht nur die schottischen Brauhunde schaffen es durch solche Aktionen bei ihren Kunden ein Wir-Gefühl für die Marke zu entwickeln. Auch Brauereien – vor allem in Dänemark, Deutschland oder den USA – gelingt es mit attraktiven Events, speziellen Tasting-Paketen oder Merchandise-Produkten, aus Bierliebhabern treue und loyale Kunden sowie meist lebenslange Markenbotschafter zu machen. Auch wenn die meisten Brauereien einen Mitgliedsbeitrag verlangen, erfreut sich die Community an den vielfältigen Club-Angeboten, die nicht selten auch individuelle Veranstaltungen wie Ballon-Fahrten, Kegel-Turniere oder Genuss-Wandertage beinhalten.

Markenbildung für Brauereien
© Unsplash.com / User: Evan Dvorkin

Besonders beliebt bei den Brauerei-Aposteln sind allerdings schick designte Fan-Textilien, wie T-Shirt, Pullover oder Kappen – allesamt mit dem Markenlogo des Produzenten bedruckt. Die Fan-Gemeinde wird damit zur wandelnden Werbeplattform.

Zahlreiche Brauereien mit eigenen Fanclubs

Zu den wohl erfolgreichsten und auch größten Fanclub-Betreibern in Deutschland gehört der Erdinger Bräu mit angeblich 90.000 Mitgliedern weltweit und der Paulaner Gruppe mit immerhin rund 12.000 Anhängern. Unweit danach folgt die Community vom Alpirsbacher Klosterbräu mit rund 9.000 Fans, die sich allesamt „Spezialisten“ nennen und nach eigenen Aussagen vor allem Gemeinschaftssinn und Gemütlichkeit in den Fokus rücken. Um diesen Zusammenhalt zu fördern, organisieren einige Brauerei-Fanclubs jährliche Events nur für Mitglieder. 

Einer der wohl erfolgreichsten Bier-Fanclub-Betreiber in Deutschland ist Erdinger Bräu mit rund 90.000 Mitgliedern weltweit. Beim Blick über Ländergrenzen hinweg zeigt sich: internationale Größe beweist der US-Brauer Rogue Brewery in Oregon. Die kostenfreie Fangemeinschaft nennt sich „Rogue Nation“ und verzeichnet mehr als 230.000 Mitglieder in 71 Ländern.

Erst im Mai fand beispielsweise eine große Fan-Party mit Live-Musik, reichlich Bier und ausgelassener Stimmung bei der Distelhäuser Braustätte statt. Rund 1.500 motivierte Anhänger reisten aus ganz Deutschland an, teilweise in clubeigenen, grünen T-Shirts, die an Bundesliga-Spiele erinnern. „Ein schöneres Kompliment kann es für eine Brauerei wohl kaum geben“, beschreibt Distelhäuser-Geschäftsführer Christoph Ebers die Begeisterung, mit der die Gäste seiner Marke ihre Treue schwören. 

Communitybuilding kann Brauereien beim Markenaufbau helfen
© Pixabay.com / User: Tykejones

Bier verbindet: eine Community über Ländergrenzen hinweg

Einen der weltweit größten Clubs, obgleich mit einfachem Konzept, unterhält die Rogue Brewery in Oregon. Die kostenfreie Fangemeinschaft der US-Brauerei nennt sich „Rogue Nation“ und verzeichnet mehr als 230.000 Mitglieder in 71 Ländern rund um den Globus. Auf die Frage, was diese Nation genau sei, antwortete Big Al Jorgensen, der dabei als Präsident fungiert und mit einem Bus durchs Land fuhr, um noch mehr Leute zu bekehren: „Rogue Nation ist eine Gruppe von Leuten, die beschlossen haben, Bier mit gutem Geschmack zu trinken.“

Ganz anders geht das dänische Bierlabel „Mikkeller“ vor. Das Kult-Label aus Kopenhagen schafft Markentreue ganz ohne Bierkonsum. Um ihre Fans nicht nur bei Laune zu halten, sondern auch zu sportlichen Aktivitäten zu motivieren, gründeten die Brauereichefs Mikkel Borg Bjergsø und sein Kompagnon Søren Runge vor rund fünf Jahren den „Mikkeller Running Club“. Inzwischen zählt der Verein mehr als 12.000 Mitglieder weltweit, die sich immer am ersten Samstag des Monats in den jeweiligen Städten, wo es eine Mikkeller-Gemeinschaft gibt, zum Joggen treffen. Solche Events finden dann beispielsweise in Reykjavik, Santiago, Berlin, Tokyo oder sogar in Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln statt. Zielort des gemeinsamen Laufs ist immer eine Mikkeller-Bar, in der es dann das erste Bier auf Kosten des Hauses gibt.

Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.