Hopfen: Run auf das grüne Gold

Hände voller Hopfen
(C) Barth-Haas Group

Mit der dynamischen Entwicklung der Craft-Beer-Bewegung findet auch ein tiefgreifender Wandel im weltweiten Hopfen-Markt statt. Vor allem der Trend zu neuen Aromasorten beflügelt eine ganze Branche. Auf der vergangenen drinktec wurden die wichtigsten Entwicklungen präsentiert.

Gerade erst haben europäische Hopfenbauern die letzten Reben der diesjährigen Hopfenernte eingeholt, kostbare Dolden von Strang und Blattwerk getrennt, getrocknet und verpackt – da war ein Teil der Ernte bereits ausverkauft. Nach vielen mageren Jahren erleben viele Produzenten des grünen Goldes wieder gute Zeiten. Mit steigender Nachfrage bei gut gehopften Spezialitätenbieren wächst auch das Interesse der Brauer nach immer neuen Hopfensorten. Mit der hohen Dynamik im Craft-Biermarkt entstehen derzeit rund um den Globus auch immer neue Mikrobrauereien, deren Kunden ungewöhnliche Sude bevorzugen.

Aktuell der Liebling der Brauindustrie: Aromahopfen

Vor allem die Nachfrage bei Aromahopfen setzt die Produzenten derzeit mächtig unter Druck. Beispiel USA:  Hier lechzen rund 5000 Brauereien nach immer neuen Züchtungen, so dass die Anbauflächen in Washington, Oregon und Idaho in den vergangenen Jahren um rund 60 Prozent wuchsen. Wie wichtig das grüne Gold inzwischen auch für die internationale Brauindustrie geworden ist, zeigt sich vor allem im Sortenwachstum. In rund 27 Anbauländern, zählen Experten der Barth-Haas Group mit Hauptsitz in Nürnberg, mittlerweile 263 Hopfensorten. Darunter etwa 150 mit aromatischen Charakter und 110 mit bitterer Kraft. Dabei finden Brauer die höchste Vielfalt in den USA, gefolgt von England mit rund 40 und Deutschland mit mehr als 30 Sorten. „Craft-Bier hat dem Hopfen mehr als gut getan“, sagt Stephan Barth, Chef von Barth-Haas Group, „er hat bei den Brauern einen völlig neuen Stellewert bekommen“. Die Barth-Haas Group ist mit knapp 1000 Mitarbeitern und einem Jahres Umsatz von 300 Millionen Euro der bedeutendste Hopfendienstleister der Welt.

Anbaugebiete für Hopfen wachsen weltweit

Dass der internationale Hopfenmarkt immer mehr an Fahrt aufnimmt, zeigte sich vor allem auf der vergangenen drinktec. Die ganze Branche – vom Bauer über Händler, bis zum Brauer – setzt auf neue Aromasorten, die Besucher der Messe erschnuppern und probieren konnten. In den USA, die Deutschland als größtes Anbaugebiet der Welt gerade überholt haben, liegt das Verhältnis inzwischen bei 78 Prozent Aromahopfen und 22 Prozent Bitterhopfen.

Auch in Deutschland werden auf den Feldern inzwischen fast 50 Prozent Aromasorten gepflanzt. Zu den Spitzenreitern zählen zwar nach wie vor Hallertauer Perle und Hallertauer Tradition. Bei den deutschen Hochalphasorten steht ungeschlagen der Herkules auf Platz eins, der noch immer eine Fläche von 30 Prozent einnimmt. Dennoch weisen die Bittersorten, nach Angaben des aktuellen Barth-Haas Berichts, seit fünf Jahren eine weltweite Minusbilanz vor. Auch wenn es 2016 in nahezu allen Anbaugebieten überdurchschnittliche Erträge und einen guten Alphagehalt gab, reicht die Bittermenge dieses Jahr nicht aus, um die Nachfrage der Brauereien weltweit zu bedienen. Bei den Hochalphasorten herrscht daher ein deutlicher Preisanstieg auf dem Freihopfenmarkt.

Das könnte sich ändern, da die Produzenten auch in eher sekundären Hopfenregionen kräftig Gas geben. Auf der drinktec zeigten sich neben deutschen und US-Ausstellern auch weitere aufsteigende Hopfennationen wie etwa Tschechien. Mit wachsender Bedeutung der Craft-Bier-Bewegung werden dort zahleiche Anbauflächen in Richtung Aromahopfen erweitert. Der tschechische Hopfenverband rechnet vor, dass zwar nach wie vor die kräuterig-blumige Sorte Saazer dominiert, doch Hopfenverkäufer „Bohemia Hop“ liegt beispielsweise mit den immer beliebter werdenden Aromasorten Sladek oder Kazbek gut im Geschäft. Hopfenexperten erwarten, dass bei steigender Nachfrage in den kommenden Jahren auch neue Länder in die Produktion des grünen Goldes einsteigen werden.

 Hopfen Bericht Barth-Haas 2016-2017

(C) Barth Haas Group

Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.