Comeback regionaler Spezialitätenbiere

Brauerei Rittmayer
© Brauerei Rittmayer Hallerndorf GmbH & Co. KG

Der Generationswechsel in mittelständischen Regionalbrauereien führt häufig zu einer spannenden Neuorientierung. Mit dem Aufstieg der internationalen Craft-Beer-Szene setzt die Nachwuchsgeneration von Bierbrauern auf den Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Wer die Spezialitätenbiere der Brauerei Rittmayer kennt, der mag kaum glauben, dass die Oberfranken bald ihr 600. Jubiläum feiern. Fünfzehn völlig unterschiedliche Sorten sowie wechselnde Saisonbiere stehen heute im Sortiment – ein Novum für eine mittelgroße Brauerei. Einst gräflich geführt, leitet heute Georg Rittmayer das Familienunternehmen mit einem Ertrag von rund 35.000 Hektolitern im Jahr. Bekannt ist das Brauhaus vor allem wegen seinen ungewöhnlichen Bier-Spezialitäten. Mit einem torfigen Rauchbier namens „Smokey George“ räumt das historische Brauhaus regelmäßig Medaillen bei internationalen Bier-Awards wie etwa dem European Beer Star ab, der auf der diesjährigen drinktec wieder neu verliehen wird. Rittmayer setzt einerseits weiterhin auf Tradition, dennoch wird immer häufiger mit speziellen Malzen und neuen Hopfensorten experimentiert – und genau diese Kombination kommt derzeit beim Konsumenten besonders gut an.

Craft-Beer-Szene: Zwischen Tradition und Moderne

Hinter dem Comeback regionaler Spezialitätenbiere steht ein seit Jahren anhaltender Trend: Immer mehr Verbraucher besinnen sich wieder auf regionale, handwerkliche und vor allem originelle Produkte. Außerdem wächst durch die internationale Craft-Beer-Szene das Interesse an ungewöhnlichen Spezialitätenbieren. Nach dem jahrelangen Brauerei-Sterben in deutschen Landen haben die Inhaber von unabhängigen Regionalbrauereien die Erosion in ihrer Branche gestoppt und die Weichen neu gestellt. Jenseits ihres Standard-Sortiments besinnen sie sich auf überlieferte Rezepturen ihrer Vorväter oder modernisieren ihre Klassiker über ungewöhnliche Hopfen- und Malzkombinationen. Dafür begeistern sich vor allem junge Zielgruppen. „Regionalbrauereien erleben derzeit eine wahre Renaissance“, bestätigt auch Holger Eichele, Verbandschef des Deutschen Brauerbundes. Der Markt für kleine und mittelständische Brauereien sei auch wieder kräftig am Wachsen.

Inzwischen sind es dutzende Traditionsbetriebe, die auf der Erfolgswelle mitsurfen – die meisten davon im Bierland Bayern mit über 600 Brauereien. Neben Rittmayer gilt auch Rudolf Hirz als Vorzeigebeispiel der neuen Generation von Bierbrauern. Nach einstiger Insolvenz reanimierte der Niederbayer sein Apostelbräu in Hauzenberg im Landkreis Passau mit neuen Spezialitätenbieren und feiert seitdem wieder Erfolge. Dabei spezialisiert er sich auf uralte Getreidesorten wie Emmer, Einkorn, Dinkel und Hafer. Außerdem setzt er auf Craft-Beer und braut inzwischen ein Pale Ale und ein Farmhouse Ale. Der Niederbayer weiß, dass er sich deutlich von der Masse absetzen muss, um Erfolg zu genießen. Klappt wohl ganz gut: Aktuell gewann Hirz sogar mit seinem traditionellen „5-Korn“-Bier und einem fassgereiften Bock die Silbermedaille beim Meiningers International Craft Beer Award. „Die Zeiten sind vorbei, dass der Mensch sein ganzes Leben immer nur das gleiche Bier trinken will“, bekräftigt Rudi Hirz.

Treffpunkt für Bierliebhaber

Auch auf der kommenden drinktec muss kein Besucher immer das gleiche Bier trinken – außer er möchte das. Denn im Bereich des place2beer stellen mehr als ein Dutzend Craft-Beer-Brauer aus aller Welt ihre vielfältigen Sorten vor – darunter beispielsweise auch das innovative Startup „Hoppebräu“ aus dem bayerischen Waakirchen am Tegernsee. Auch die Brauerei Rittmayer wird dort mit ihrem Spezialitätenprogramm vertreten sein. Auf rund 500 Quadratmetern in Halle B1 präsentieren sich die kreativsten und spannendsten Newcomer der Bier-Szene und schenken kostenfrei traditionell-moderne Sude sowie India Pale Ales, Stouts, Rauchbiere oder Pale Ales aus. Das kann auch ein Impuls für Hobby-, Heim- und Craft-Beer-Brauer sein: Für den Brauvorgang „im kleinen Stil“ stellen Aussteller auf der Plattform Home & Craft in Halle C1 zahlreiche Lösungen vor. Zusätzlich dazu gibt es auch täglich Workshops und Vorträge zu den aktuellen Trends im Bereich Home Brewing. Außerdem gibt es zahlreiche Bier-Verkostungen und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen wie Verpackung, Design, Marketing aber auch „Frauen und Bier“ und „Bier und Food“. Alles Wissenswerte rund um Bier, zum Beispiel zu den Themen Inhaltsstoffe und Aromahopfen, finden Sie im Rahmenprogramm.

Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.