Brut IPA: Knochentrockene Biere sind im Kommen

Brut IPA: Die neue Entdeckung der Kreativbrauer
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Kreativbrauer sind immer auf der Suche nach neuen Aroma-Kicks und individuellen Zutaten. Ihre neueste Entdeckung sind sogenannte Brut IPA (India Pale Ales), die durch speziellen Enzym- oder Hefeeinsatz einen echten Champagner-Charakter vorlegen.

Kaum ein Bierstil ist so abwechslungsreich wie das India Pale Ale (IPA), das nach seinem Siegeszug um die ganze Welt heute als Ikone der neuen Bierbewegung gilt. Nach alkoholarmen, milchshakeartigen und saftig-trüben IPAs, zählen jetzt sogenannte „Brut IPAs“ zu den Highlights der globalen Genussszene. Diese obergärigen Biere charakterisieren sich durch einen mäßigen Malzcharakter, wenig Restsüße sowie ein knochentrockenes, prickelndes Mundgefühl – ähnlich wie bei einem Brut Champagner, der als Namensgeber fungiert. Geschmacklich dominieren die Fruchtnoten des eingesetzten Hopfens, während sich die Herbe eher im Hintergrund bewegt.

Brut IPA: Ein noch ganz neuer Trend aus den USA

Wie viele Neuinterpretationen von Bierstilen, haben auch die Brut IPAs ihre Geburtsstätte in den USA. So soll der Braumeister der Social Brewing in San Francisco diese neue IPA-Art erfunden haben. Die Idee von Kim Sturdavant war es, ein spezielles Amylase-Enzym einzusetzen, dass sonst eigentlich bei Porter und Stouts verwendet wird, um sie schlanker zu machen, ohne den Alkoholgehalt zu mindern. „So ein Bier zu brauen, ist schon eine Herausforderung“, sagt der US-Braumeister.

Offensichtlich kam Sturdavants IPA-Interpretation aber nicht nur bei den Konsumenten, sondern vor allem bei Brauern rund um den Globus ziemlich gut an. Egal ob Samuel Adams Brewing, Greenpoint Brewing, New Belgium Brewing Company oder Stone Brewing: Quer durch die USA wagen sich seit der Erfindung Sturdavants viele renommierte Kreativbrauer an den neuen Bierstil. Sierra Nevada Brewing brachte aktuell sogar eine Brut-Spezialität als saisonales Frühlings-Spezial auf den Markt.

Der Brut IPAs-Trend setzt sich auch in Deutschland fort

Aber auch in Deutschland ist der Trend angekommen. Zu den Vorreitern zählen Yankee & Kraut aus Ingolstadt. Brauer Bryan France, der gebürtig aus den USA stammt, entwickelte ein eigenes Rezept, für das er sich mit Kim Sturdavant austauschte. Für die Aromatik des schlanken und sehr fruchtigen Brut IPA namens „Dry Humor“ verwendete France die Hopfensorten Topaz, Ariana, Callista und Hüll Melon. Zeitgleich legte Oliver Wesseloh von der Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder eine knochentrockene IPA-Version vor, die nur 0,05 Prozent Restsüße vorweist. Für die Fruchtigkeit sorgen sieben Hopfensorten: Hüll Melon, Callista, Ariana, Mosaic, Chinook, Amarillo und Simcoe. Wesseloh sieht Brut-IPAs als nachhaltigsten Trend bei den vielen IPA-Ablegern. Inzwischen legte der Hamburger mehrere Sorten auf. Eine davon wurde kürzlich beim „Hop Growers of America Contest“ mit einer Medaille ausgezeichnet.

Die Brut-IPA-Welle zieht sich durch Osteuropa

Das Brut-IPA-Fieber zieht sich inzwischen auch quer durch Osteuropa. So legte in Tallinn gerade das Kreativ-Team von Tanker Brewery ein sechsprozentiges Brut IPA namens „Discombobulation“ auf, dass die Fans auf der Online-Bewertungsplattform „Untappd“ mit vier von fünf Sternen überzeugt. Auch die polnische Brauerei Browar Stu Mostów findet den Einsatz von speziellen Amylasen als ungewöhnliche Zutat besonders spannend. Für das „ART.+19 Rye Brut IPA”, das gemeinsam mit der baskischen Brauerei Laugar entstand, verwendeten die Brauer Glucoamylase.

Spezielle Hefen statt Enzyme

Um den gewollten Schaumwein-Charakter in Brut-IPAs zu erzeugen, verwenden aber nicht alle Brauer Enzyme. Viele setzen auch auf spezielle Hefen. So etwa Cloudwater Brew Company aus England, die in Kollaboration mit Evil Twin aus Dänemark, ihr „Pét Nat Slushie“ mit Champagner-Hefe vergären und damit denselben knochentrockenen und prickelnden Effekt erzielen. Allein diese verschiedenen Interpretationen innerhalb des Stils Brut-IPA zeigen, dass sich Bier-Aficionados sicherlich noch auf viele weitere Vertreter freuen können.

Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.