Matcha als gesunder Muntermacher: Pulver mit Potenzial
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Matcha ist ein zu Pulver vermahlener Grüntee, dessen Ursprung in der japanischen Teezeremonie liegt. Doch das ist nicht das einzige Anwendungsgebiet. Das grüne Pulver hat sich nach und nach auch seinen Weg in Richtung Lebensmittel- und Getränkeindustrie gebahnt und kommt dort bereits in unterschiedlichen Produkten zum Einsatz. Zahlreiche Getränkehersteller suchen derzeit nach innovativen, gesunden Getränkekonzepten. Die Frage ist, ob Matcha hier unter anderem ein Weg sein kann, der neue Absatzchancen generiert.
Zur Gewinnung von Matcha-Tee werden Teesträucher schon einige Zeit vor der Ernte mithilfe von schwarzen Netzen oder Bambusmatten beschattet, was die Anreicherung mit Inhaltsstoffen wie Teein, Chlorophyll oder Theanin begünstigt, den Geschmack beeinflusst und die hellgrüne Farbe fördert. Nach der Ernte der Teeblätter folgt deren Behandlung mit Wasserdampf und die Trocknung. Die zarten Teile der Teeblätter werden dann in Granitsteinmühlen zu Pulver verarbeitet. Laut matcha-tee.info macht das Trinken von Matcha-Tee auf eine gesunde Weise munter. Das soll an der Kombination von Teein mit der Aminosäure Theanin sowie dem Gerbstoff Tannin liegen. Außerdem enthält Matcha-Tee eine Reihe wichtiger Spurenelemente, Vitamine und Mineralien. Vielfach wird dem Pulver auch eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Bei regelmäßigem Genuss soll es sogar die Entstehung von schwerwiegenden Krankheiten verhindern können.
Globaler Wachstumstrend
Bei all diesen positiven Aspekten verwundert es nicht, dass Markteinführungen mit Matcha in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie innerhalb der letzten fünf Jahre global um fast 250 Prozent gewachsen sind. Laut Caroline Roux, Global Food & Drink Analyst beim Marktforschungsunternehmen Mintel, verhalfen zu diesem Siegeszug neben den gesundheitlichen Aspekten auch der Geschmack und die auffällige grüne Farbgebung. Fona International Market Research spricht davon, dass die Kategorie Gebäck 40 Prozent der globalen Neuentwicklungen mit Matcha auf sich vereint. Gefolgt von Desserts und Eiscreme (20 Prozent), Schokolade (12 Prozent), Gummisüßwaren (5 Prozent) und Milchprodukten (4 Prozent). Derzeit finden die meisten Matcha-Produktneueinführungen, und zwar rund 80 Prozent, im asiatisch-pazifischen Raum statt. Als künftig ausbaufähig gelten auch die Märkte Nordamerika und Westeuropa. Interessant: Gemäß Grand View Research soll der 2016 mit 2,62 Milliarden US Dollar (ca. 2,35 Milliarden Euro) bezifferte globale Markt bis 2025 um etwa 7,6 Prozent jährlich weiter steigen.
Getränkeindustrie setzt bereits auf Matcha
Von derart hohen Steigerungsraten, sollte man meinen, müsste auch die alkoholfreie Getränkeindustrie mit profitieren können. Beispiele von erfolgreichen alkoholfreien Matcha-Getränken gibt es selbst im Bereich der etablierten Marken bereits einige. So kombiniert das österreichische Produkt „Milfina Wohlfühlmilch Matcha Guarana Traubenzucker“ – wie es der Produktname bereits preisgibt – zur „Wellness-Milch“ Matcha mit einem zusätzlichen Energieschub durch Traubenzucker. Übrigens: Als einen nächsten großen Trend im Milchbereich sieht Mintel kohlensäurehaltige Milchmischgetränke, die durch die Kombination von Kohlensäure und Milch eine cremige Textur bieten. Warum zum Beispiel nicht auch in diesem Bereich Experimente wagen? So würden sich der Trend zur Textur und der Trend zur Farbe als zukunftsträchtiges Gespann doch gleich zusammentun.
Auch die deutsche Naturkostsafterei Voelkel hat die Vorteile von Matcha für sich erkannt und ist hier zwischenzeitlich mehrfach aktiv. Schon seit 2014 mit der Biolimonade „BioZisch Matcha“. Außerdem mit „Fairer Eistee mit Matcha demeter“ und seit kurzem gibt es unter dem Markendach „vegan to go“ noch den sogenannten „Kraftprotz – Quinoa + Matcha“. Aus dem Hause Rauch Fruchtsäfte, Österreich, kommt „Carpe Diem Matcha Sparkling Green Tea“. „Auf direkt gebrühter Grüntee-Basis, verfeinert mit Nashi-Birne und Ingwer funktioniert der grüne Premium-Tee ganz wie die Farbe der Mitte: grün, harmonisierend und leicht anregend“, heißt es in einer Presseinformation zum Produkt. Ein besonders großes Produktportfolio in diesem Bereich bietet die deutsche Firma Zeekei aus Dornach bei München. Hier mit vertreten: der „MatchaMagic Energy Drink“, der mittlerweile sowohl von Deutschen als auch von Schweizern und Japanern geordert wird.
Internationale Erfolgsgeschichten
Blickt man über den großen Teich, finden sich auch dort zahlreiche Getränke-Erfolgsgeschichten mit Matcha. Häufig verwirklicht von Startups. Und sie klingen gar nicht so viel anders als die Erfolgsgeschichten, die derzeit mit Craft-Bieren in den USA geschrieben werden. Beispiel „Motto“, das kohlensäurehaltige Matcha-Getränk mit vielen gesunden Zutaten wie Honig und Apfelessig, das die beiden guten Freunde Tom Olcott und Henry Crosby 2010 kreierten und 2012 in Nantucket und Boston als angeblich weltweit ersten abgefüllten Matcha-Drink auf den Markt brachten. Oder „MatchaBar“, eine von den Brüdern Max & Graham Fortgang mit ihrem ersten Matcha Cafe 2014 ins Leben gerufene Marke. Das Unternehmen unterhält heute Cafes in New York und Los Angeles und vertreibt unter der genannten Marke „Original Matcha“, „Mint Matcha“, „Hint of Honey“, „Apple Ginger“ sowie die Energy Drinks „Hustle Original“ und „Hustle Unsweetened“. Oder Pop & Bottle mit „Matcha Green Tea Almond Latte“, einem Getränk, das aus Wasser, Mandeln, Datteln, Himalayasalz, grünem Tee, Spirulina und natürlich Matcha besteht. Hier beginnt die Geschichte damit, dass die beiden Freunde Blair & Jash aus London nach Kalifornien ziehen und erste Getränkerezepte in der eigenen Küche aus gesunden Zutaten ausprobieren. Zum genannten Drink führt das Unternehmen heute mit „Cold Brew Coffee“, „Vanilla Bean“, „Cacao“, „Golden Tumeric“ und „Mocha“ zahlreiche weitere seiner sogenannten „Superfood-Lattes“.
Startup-Szene auch in Deutschland aktiv
Selbst in Deutschland haben sich einige Startups vor noch nicht allzu langer Zeit alkoholfreien Matcha-Getränken verschrieben. Beispielsweise gründeten die Brüder Benjamin und Felix Böning 2015 das Hamburger Unternehmen Seicha, das Matcha-Limonaden herstellt, aktuell die drei Produkte „Matcha Limette“, „Matcha Grapefruit“ und „Yuzu-Ingwer“. Die sind zwischenzeitlich nicht nur innerhalb Deutschlands im Lebensmittelhandel und in der Gastronomie präsent, sondern werden zudem in Österreich und in der Schweiz gehandelt. Ebenso seit 2015 ist Doyobi mit seinem Eistee „Matchaty“ im Markt, dessen Zutaten neben Matcha-Tee-Aufguss, Birnensaft, Roh-Rohrzucker, Zitronensaft und Wermutauszug – alles in Bio-Qualität – sind. Seit 2016 verwirklicht Martin Dieckmann seinen Traum mit „Ma-Tea“, einer Kombination aus Bio-Matcha mit Wasser, Agavendicksaft, Limettensaftkonzentrat, Grünteeextrakt sowie Limettenextrakt. Als Sebastian Deutsch und Eray Basar, beide Geschäftsführer der Bochumer Digitalagentur 9elements, Dieckmann Ende 2017 anboten, eine mittlere fünfstellige Summe in das Getränk zu investieren, die Hälfte davon in Form von Agenturleistungen der eigenen Marketingfirma, kündigte Dieckmann seinen Job in einem Lebensmittellabor, gründete die Firma just green in Dortmund und ist seither ausschließlich in Sachen „Ma-Tea“ unterwegs, weil er an sein Produkt glaubt. Das gibt es aktuell im Ruhrgebiet und in Berlin zu kaufen. Seit kurzem ist die zweite Sorte „Ma-Tea Beere“ erhältlich, bestehend aus Wasser, Agavendicksaft, schwarzem Johannisbeersaftkonzentrat, Matcha, Himbeersaftkonzentrat, Grünteeextrakt und natürlichem Himbeerdestillat.
Ebenso wie Dieckmann sehen Ola Klöckner und Franziska Schetter, Freundinnen und Gründerinnen des Münchener Startups Liquid Matter die Zukunft des Marktes für Matcha-Getränke positiv. Sicher nicht zuletzt, weil sie mit ProSiebenSat.1 kürzlich einen prominenten Partner gewinnen konnten, der über sein Accelerator-Programm 1,3 Millionen Euro in ihr Getränkeunternehmen investiert – zwar nicht in cash, doch in Form eines Werbebudgets. Nun rechnen sie damit, dass ihr 2016 gegründetes Startup ab Ende 2019 profitabel ist. Interessant: Hier gibt es neben dem Getränk „Matcha You“, das zu biologischem Matcha, Wasser, Ingwer, Zitrone sowie Zucker enthält, auch noch ein ganzes Set an Promotionsartikeln, die das Motto „Sieh die Welt mit Matcha Augen“ aufgreifen und zu denen Geschenkpapier, Notizblock und Pin-Set gehören. Gute Erfolgsaussichten räumen die Gründerinnen ihrem Getränk unter anderem auch ein, weil ihrer Meinung nach viele Menschen Matcha noch immer nicht kennen und folglich ein ordentliches Neukundenpotenzial im Markt vorhanden sein dürfte.
Kommt neuer Schwung in den Matcha-Markt?
Glaubt man den zu Beginn genannten möglichen globalen Wachstumsraten für Matcha-Produkte, mögen die Beiden durchaus Recht behalten. Zumal die Kategorie abgefüllte alkoholfreie Getränke bei Matcha-Produkten sowohl national als auch global gesehen immer noch eher unterrepräsentiert ist. Was andererseits ein Zeichen dafür sein könnte, dass der Konsument deutlich mehr Aufklärung zum Thema positive Auswirkungen durch den Konsum von abgefüllten alkoholfreien Matcha-Getränken verträgt. Doch da kommt ProSiebenSat.1 in naher Zukunft nun ja in größerem Stil mit ins Spiel und vielleicht kommt dieser Nischenmarkt ja dadurch zumindest in Deutschland erst so richtig in Schwung. Ob und wie das passiert wird sich vielleicht auch auf der nächsten drinktec vom 13. bis 17. September 2021 zeigen.