Alkoholfreie Biere und Biermischgetränke im Trend
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Wachstum übertrifft optimistische Prognosen
Steigendes Gesundheitsbewusstsein führt zu einem wachsenden Markt für alkoholfreie Getränke. Ein Trend, den auch die Braubranche zu spüren bekommt. So prognostiziert das Marktforschungsinstitut IWSR für alkoholfreies Bier bis zum Jahr 2023 ein globales jährliches Absatzwachstum von 8,8 Prozent. Dies auch, weil alkoholfreie Biere und Biermischgetränke im Vergleich zu verschiedenen anderen alkoholfreien Getränken wie Säften oder Limonaden weniger Kalorien aufweisen und mehr und mehr als ideale Durstlöscher gesehen werden.
Globaler Absatz über 40 Millionen Hektoliter
Gemäß Euromonitor International betrug der weltweite Absatz von alkoholfreiem Bier und alkoholfreien Biermixgetränken im vergangenen Jahr 40,91 Millionen Hektoliter. 2015 waren es gerade einmal 33,56 Millionen Hektoliter, 2016 35,77 Millionen Hektoliter und 2017 37,66 Millionen Hektoliter. Das Marktforschungsunternehmen geht von einer weiteren Erfolgsgeschichte dieser Alkoholfreien aus und prognostiziert für 2019 Absätze von 43,53 Millionen Hektoliter, für 2020 von 46,50 Millionen Hektoliter.
Deutschland hat bei alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken die Nase vorn
Innerhalb Europas hat Deutschland bei alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken die Nase vorn. Der Deutsche Brauer-Bund spricht für 2018 von einem Ausstoß von über 6,04 Millionen Hektoliter. Pressesprecher Marc-Oliver Huhnholz: „Die Nachfrage im vergangenen Jahr hat selbst unsere optimistischen Prognosen übertroffen.“ So wuchs das Segment im Vergleich zum Vorjahr um fast 13 Prozent. Alkoholfreie Radler und weitere alkoholfreie Biermischgetränke brachten es sogar auf ein Plus von gut 19 Prozent.
Alkoholfreies Bier – vom Autofahrerbier zum gesunden Trendgetränk
Betrachtet man die Historie wird deutlich, dass der „Run“ auf die Alkoholfreien in Deutschland trotz vielfachen vorherigen Bemühungen erst im Jahr 2008 relativ gemächlich startete. Bis dahin hatte sich ihr Absatz auf etwa 2,3 Millionen Hektoliter eingependelt. 2010 wurde die 3-Millionen-Hektoliter-Marke geknackt. 2012 lag der Ausstoß bei 4,14 Millionen Hektoliter. 2015 waren es 5,24 Millionen Hektoliter. Von 2017 auf 2018 dann der große Sprung – von 5,49 Millionen Hektoliter auf genannte 6,04 Millionen Hektoliter.
Vor allem in Westeuropa, im Mittleren Osten und Afrika sowie in Osteuropa war der Konsum von alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken besonders hoch. Dagegen fallen Asien Pazifik, Lateinamerika, Nordamerika und Australasien deutlich ab – was wiederum jedoch noch ordentliche Potenziale offenbart.
Huhnholz: „Mittlerweile ist jeder 15. Liter Bier, der in Deutschland hergestellt wird, alkoholfrei. Damit sind Deutschlands Brauer weltweit führend bei der Herstellung alkoholfreier Biere. Wir rechnen damit, dass sich der Marktanteil alkoholfreier Biere binnen weniger Jahre von den mittlerweile etwa sieben Prozent, gemessen an einer Gesamtmarktgröße von 94 Millionen Hektoliter, auf künftig zehn Prozent entwickeln wird.“
Dass Deutschland eine ganz besondere Beziehung zum alkoholfreien Bier hat, belegt auch die Tatsache, dass das von Ulrich Wappler in der VEB Engelhardt-Brauerei in Berlin-Stralau entwickelte erste alkoholfreie Bier als „Aubi“ (Autofahrerbier) startete. 1972 wurde es auf der Leipziger Messe präsentiert. Alkoholfreies Bier trinken heute aber nicht nur Leute, die noch Auto fahren müssen. Mit dem Konsum des Getränks gehen heute eher Attribute wie Verantwortungsbewusstsein, Genuss, Gesundheit und Sportlichkeit einher.
Guter Geschmack ist zwingend, nicht jedoch der Alkoholgehalt
Im Rahmen einer Eigenstudie zum Thema Biertrends aus Verbrauchersicht befragte K&A BrandResearch Verbraucher der Generationen X/Y/Z in Deutschland, was ihnen bei Bier wichtig ist und welche Trends sie erwarten. Unter anderem wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass alkoholfreie, alkoholreduzierte und gemischte Bierstile hohe Relevanz bei ca. 60 Prozent der Befragten haben. Und sie zeigten, dass Bier bei gutem Geschmack nicht zwingend alkoholisch sein muss.
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Eine weitere Studie, die widerspiegelt, wie sehr sich die Meinung zum Thema alkoholfreies Bier verändert hat, ist die von Webbosaurus. Für sie wurden die zehn größten Brauereien Deutschlands, gemessen an ihrem Bier-Ausstoß, sowie 48 Craft Brauereien Online beobachtet. Die Frage lautete: Welches sind die beliebtesten Biermarken? Am besten schnitt hier Erdinger ab. Philipp Rodewald, Geschäftsführer Webbosaurus, erklärt das folgendermaßen: „Besonders das Alkoholfreie sorgt dafür, dass Erdinger so gut im Social Web wahrgenommen wird.Durch Marketing- und Sponsoring-Aktivitäten im Sportbereich positioniert sich die Marke als gesunde Bieralternative, insbesondere für Läufer“.
Was den Aspekt Gesundheit angeht, könnten ihn neue Forschungsergebnisse weiter untermauern. So fanden Forscher um Prof. Dr. Claus Hellerbrand, Institut für Biochemie der FAU, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ina Bergheim, Universität Wien, kürzlich heraus, dass die im Bier enthaltenen Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren biologische Prozesse vor allem in der Kombination günstig beeinflussen.
Bereits sehr niedrige Konzentrationen bremsen beispielsweise deutlich die Produktion von Entzündungsfaktoren in Leber- und Blutzellen. Die derzeit einzige Art, wie Xanthohumol und Iso-Alphasäuren vom Menschen aufgenommen werden, ist angeblich über den Genuss von Bier. Den genannten positiven Aspekten steht hier der Alkoholgehalt entgegen. Es ist jedoch denkbar, so die Wissenschaftler, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier eine positive Wirkung zu erzielen ist. „Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr vielversprechend“, so Hellerbrand.
Es darf quergedacht werden
Auch neue Ideen für alkoholfreie Biermischgetränke laufen auf das Thema Gesundheit hinaus. Aromen von Kräutern, Blüten, Gemüse oder Gewürzen stehen hier beispielsweise im Fokus. Mit ihrer Experimentierfreude sind es vor allem jüngere Verbraucher, die den Trend hin zu neuartigen Geschmacksrichtungen bei Biermischgetränken fördern. Daten von Mintel zeigen, dass etwa ein Drittel der europäischen Biertrinker Lust auf Varianten hat, die mit Gewürzen oder Kräutern aromatisiert sind. Die Gruppe der 18- bis 34-jährigen ist besonders an derartigen Innovationen interessiert.
Auch was die klassischen alkoholfreien Biere betrifft, ist Experimentierfreude gefragt. Unter anderem überzeugen hier mehr alkoholfreie Varianten sogenannter Craft Biere wie Alkoholfreie India Pale Ales. In diesem Zusammenhang interessant ist beispielsweise der Vorstoß der Rügener Insel-Brauerei, die kürzlich gleich mit vier innovativen Sorten in das Segment der alkoholfreien Biere eingestiegen ist. Skipper’s Special Bitter, Snorkeler’s Sea Salt IPA, Surfer’s Summer Ale und Swimmer’s Saison nennen sich die Neuen. Hergestellt sind sie nach einer Braumethode, die auf der Verwendung von Naturdoldenhopfen, einer neuartigen Frische-Destillation, sorteneigener, unfiltrierter Gärungskohlensäure und Flaschenreifung beruht. Im Regal fallen die Produkte auch deshalb auf, weil sie allesamt mit „nassfestem Naturpapier“ umwickelt sind.
Engagement lohnt sich
Die globale Braubranche tut gut daran, alkoholfreie Biere und Biermischgetränke innerhalb ihres Sortiments nicht nur „mitlaufen“ zu lassen, sondern sich gerade hier besonders stark zu engagieren, denn im alkoholfreien Biersortiment dürfte auch künftig noch ordentlich Potenzial stecken. Und vielleicht werden optimistische Zukunftsprognosen sogar weiterhin getoppt.