Volumenreduzierbarer Flaschenkasten

Schnittbild bekuplast Flaschenkästen
Schnittbild der neu konzipierten, ineinander stapelbaren Flaschenkästen (Abbildung: © bekuplast GmbH)

Bei der Stapelung von aktuell zum Einsatz kommenden Getränke- bzw. Flaschenkästen bleibt viel Luft. Das zur Verfügung stehende Transport- und Lagervolumen sowohl im leeren als auch im mit Flaschen befüllten Zustand der Kästen könnte deutlich besser ausgenutzt werden. Tim Siebels, Büro für Logistikforschung, Dortmund, stellt eine Neuentwicklung vor, die den geringeren Durchmesser der Flaschenhälse für optimierte Packungsdichte ausnützt.

Bessere Packdichte dank innovativer Getränkekästen

Insbesondere im Zusammenhang mit dem Transport von Leergut innerhalb von Mehrwegprozessen in der Getränkelogistik gehen hiermit unter anderem erhöhte Prozesskosten sowie negative Umweltauswirkungen zum Beispiel in Form eines unnötigen Verbrauchs natürlicher Ressourcen sowie eines vermeidbaren Ausstoßes von CO2-Emissionen einher.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, hat das Büro für Logistikforschung mit Sitz in Dortmund den patentierten volumenreduzierbaren Flaschenkasten konzipiert, der aktuell in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Industriepartner und Kunststoffspritzgussspezialisten bekuplast GmbH mit Hauptsitz in Ringe (Niedersachsen) zur Marktreife gebracht wird. Durch eine neuartige Stapelanordnung und Konstruktionsweise ist es bei diesem innovativen Flaschenkastenkonzept im Vergleich zu bestehenden Flaschenkästen möglich, deutlich mehr Flaschen bzw. Kästen pro Europalette zu transportieren und zu lagern. Auf diese Weise ist es möglich, die Prozess- und Ressourceneffizienz auf Anwenderseite zu steigern sowie gleichzeitig die im Rahmen von Getränketransporten entstehenden Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Bisheriger Stand der Technik

Entwicklungen im Bereich mehrwegfähiger Kunststoff-Getränkekästen bezogen sich in den vergangenen Jahren kaum auf deren Volumenoptimierung innerhalb logistischer Prozesse. Seltene Ausnahmen bildeten hierbei Lösungen wie der im Jahr 2016 mit dem pro-K Award ausgezeichnete „Kubi-Kasten“ oder die für die Effizienzsteigerung von Mehrwegprozessen in der Getränkelogistik entwickelten „Trays“ zur Leergut-Rückführung. Allerdings ergibt sich der elementare Vorteil einer optimierten Packdichte bei diesen Produkten ausschließlich im leeren und nicht im mit Flaschen befüllten Zustand der Kästen bzw. „Trays“.

Tiefgestapelte Flaschenkästen als Lösungsansatz

Das neue volumenoptimierte Flaschenkastenkonzept ermöglicht nun erstmalig eine verbesserte Packdichte auch im mit Flaschen befüllten Zustand von Getränkekästen. Dieses wird unter anderem mithilfe einer versetzten Anordnung der Fächer zur Aufnahme von Getränkeflaschen erreicht.

Dadurch können die Flaschenhälse des unteren Kastens in die Zwischenräume der Flaschen des oberen Kastens „versenkt“ bzw. „genestet“ werden, wie in der Abbildung oben dargestellt. Der obere Kasten steht dabei auf dem Gefache und – wenn gewünscht – zusätzlich auf den Seitenwänden des oberen Kastens auf.

Die erreichbare „Nesttiefe“ beträgt im Anwendungsfall von 0,33-Liter-Longneck-Flaschen im befüllten Kastenzustand rund 97 Millimeter, wobei sich im leeren Kastenzustand durch die vorherige Drehung eines Kastens um 180 Grad sogar eine „Nesttiefe“ von ca. 121 Millimetern realisieren lässt.

Aussichtsreiches Optimierungspotenzial

Verbesserung bei vollen Flaschenkästen

Konventionelle Getränkekästen zur Aufnahme von 0,33-Liter-Longneck-Flaschen verfügen in den meisten Fällen über die maximalen Außenabmessungen von 400 x 300 x 270 mm (Länge x Breite x Höhe). Dabei finden auf einer Europalette fünf Stapelschichten à acht Kästen pro Stapelschicht mit je 24 Flaschen pro Getränkekasten Platz, also 40 Kästen pro Palette, insgesamt 960 Flaschen.

Für die angestrebte Volumenoptimierung muss die Flaschenanzahl pro Kasten (bezogen auf 0,33-Liter-Longneck-Flaschen) zwar von 24 auf 20 Flaschen reduziert werden. Allerdings entsteht an dieser Stelle durch die realisierbare „Nesttiefe“ von rund 97 Millimetern auch die Möglichkeit, die Anzahl der Stapelschichten pro Europalette – bei gleichbleibender Stapelhöhe – von den bislang fünf auf nun sieben Stapelschichten zu erhöhen und damit die Packdichte je Europalette gegenüber vorhandenen Flaschenkästen grundlegend zu verbessern.

In Zahlen: 56 Kästen bzw. 1120 Flaschen pro Europalette. Dies entspricht einer Verbesserung von 40 Prozent in Bezug auf die Kastenanzahl und rund 17 Prozent im Hinblick auf die Flaschenanzahl.

Packdichte bekuplast Flaschenkästen
Auf einer Palette nebeneinander gestapelte konventionelle und neuentwickelte Kästen illustrieren die verbesserte Packungsdichte (Abbildung: © bekuplast)

Des Weiteren resultiert aus der geringeren Anzahl an Flaschen pro Kasten entlang der gesamten Logistikkette ein nicht zu unterschätzender ergonomischer Vorteil, da das Gewicht pro Kasten im Beispielfall von aktuell ca. 17,5 Kilogramm auf rund 15 Kilogramm verringert wird.

Verbesserung bei leeren Flaschenkästen

Kompatibilität bekuplast Flaschenkästen
Vollständige Kompatibilität zu bestehenden Flaschenkästen (Abbildung: © bekuplast GmbH)

Im leeren Kastenzustand lassen sich durch die mithilfe der Drehstapelung möglich werdende „Nesttiefe“ von ca. 121 Millimetern – bei ebenso gleichbleibender Stapelhöhe – sogar acht Stapelschichten realisieren bzw. 64 Kästen pro Europalette stapeln, was einen Zuwachs von 60 Prozent im Vergleich zu üblichen Flaschenkästen bedeutet.

Die genannten maximalen Außenabmessungen bestehender Getränkekästen werden hierbei ebenfalls eingehalten, wodurch eine vollständige Kompatibilität des volumenreduzierbaren Flaschenkastens zu vorhandenen Kästen mit einem Grundmaß von 400 x 300 mm sichergestellt wird.

Reduzierte Stapelhöhen und Gewichtsersparnisse bei Getränketransporten

Es gilt grundsätzlich, drei Transportarten zu unterscheiden: Leerrahmen-Transport (leere Kästen), Leergut-Transport (Kästen mit leeren Flaschen) sowie Vollgut-Transport (Kästen mit befüllten Flaschen).

Die bei Leerrahmen-Transporten benötigten Transportkapazitäten bzw. die hieraus hervorgehenden Kosten ließen sich durch einen Praxiseinsatz des innovativen volumenoptimierten Flaschenkastens – wie zuvor beschrieben – um bis zu 60 Prozent reduzieren.

Bei Leergut-Transporten, die den größten Anteil der Transportkilometer im Rahmen eines Umlaufes von Mehrweg-Getränkekästen ausmachen, ist die relevante Größe zur Bestimmung des vorliegenden Optimierungspotenzials die Anzahl der pro Europalette handhabbaren Flaschen. Bezogen auf den Beispielfall 0,33-Liter-Longneck-Flaschen liegt das Einsparungspotenzial hier bei rund 17 Prozent.

Da sich Vollgut-Transporte in der Getränkelogistik zu großen Teilen bereits am Gewichtslimit bewegen, lässt sich das hierbei ebenfalls vorhandene Verbesserungspotenzial von rund 17 Prozent in der Praxis nur in Ausnahmefällen (beispielsweise bei nicht vollständig ausgelasteten Vollgut-Transporten mittels LKW oder im Rahmen der Getränkedistribution mithilfe von Güterzügen) erschließen.

Allerdings besteht durch die Verwendung des neuartigen volumenreduzierbaren Flaschenkastens im Zusammenhang mit Vollgut-Transporten die vielversprechende Möglichkeit, die Stapelhöhe je Europalette – bei einer gleichbleibenden Anzahl von 960 transportierbaren Flaschen – um rund 17 Zentimeter zu reduzieren. Hierdurch ergibt sich wiederum der grundlegende Vorteil eines niedrigeren Schwerpunktes der Ladung, womit in erster Linie eine verbesserte bzw. vereinfachte Ladungssicherung einhergeht.

Zudem ist aufgrund der deutlich geringeren Stapelhöhe unter anderem auch für den Endverbraucher am Point of Sale ein einfacherer und damit ergonomischerer Zugang zur oberen Stapelschicht einer Palette gegeben.

Ladehöhe bekuplast Flaschenkästen
Niedrigere Ladehöhe bei Vollguttransport und -lagerung bei gleicher Flaschenanzahl (Abbildung: © bekuplast GmbH)

Vielfältige weitere Möglichkeiten

Das Funktionsprinzip des patentierten Flaschenkastens lässt sich auf eine Vielzahl weiterer Flaschengrößen, Getränkearten oder auch auf weitere Kastenformate übertragen.

Beispielsweise ist auch ein Kasten mit einem Grundmaß von 600 x 400 mm denkbar, der als sogenanntes „Leergut-Ersatzgebinde“ an der Prozessschnittstelle zwischen dem (Getränke-)Einzelhandel und dem Getränkefachgroßhandel zum Einsatz kommen und hier eine Effizienz- und Qualitätssteigerung im Zusammenhang mit der Handhabung von Einzelflaschenüberhängen bewirken könnte.

Im Vergleich zu den an dieser Prozessschnittstelle in der logistischen Praxis vielfach verwendeten „Trays“ zur Leergut-Rückführung weist der „nestbare“ Flaschenkasten – zusätzlich zu der gegebenen Volumenoptimierung im Rahmen von Leerguttransporten – nämlich den entscheidenden Vorteil auf, dass ein oberer Kasten nicht auf den Flaschen eines darunter befindlichen Kastens aufsteht und hierdurch vor allem die Stabilität beim Stapeln sowie der Schutz der Flaschen maßgeblich verbessert werden können.


Sie möchten Ihre Entwicklungen und Innovationen der Getränkeindustrie einem internationalen Fachpublikum präsentieren? Dann laden wir Sie herzlich ein, an der nächsten drinktec vom 12. bis 16. September 2022 in München teilzunehmen.

Dieser Artikel ist powered by BRAUWELT.

BRAUWELT

Die Fachzeitschrift BRAUWELT veröffentlicht in drei Ausgaben pro Monat praxisnahe Anwenderberichte, wissenschaftliche Fachartikel über die neuesten Forschungsergebnisse sowie Reportagen und Marktberichte aus der Brau- und Getränkebrache. Auf brauwelt.com/de finden die Leser alle aktuellen Artikel und ein umfangreiches Archiv. Im Fachverlag Hans Carl erscheinen zudem die internationalen Ausgaben der BRAUWELT in Spanisch, Russisch und Chinesisch sowie die englischsprachige BRAUWELT International.