Die australische Bierbranche – Ein Überblick
![Skyline von Sydney in Australien](https://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2021/05/sydney-australische-bierbranche-1024x484.jpg)
Die australische Bierbranche hat aufgrund des nachlassenden Bierkonsums während der letzten zehn Jahre einige Einbußen hinnehmen müssen. Doch trotz des erheblichen Rückgangs des Bierkonsums ist der Biermarkt in Australien nach wie vor einer der lukrativsten und am heißesten umkämpften Märkte. Die jüngsten Übernahmen durch führende globale Brauereien sind dafür der beste Beweis.
So steht es um den australischen Biermarkt
In den letzten zehn Jahren ist der Bierkonsum in der australischen Bevölkerung immer weiter zurückgegangen. Andere alkoholische Getränke wie beispielsweise Wein haben dem Bier den Rang abgelaufen. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist während dieser Zeit um etwa 20 Prozent gesunken. Der Bierkonsum des Landes liegt damit um 60 Prozent unter seinem Spitzenverbrauch im Jahr 1974/75.
Eine weitere Ursache für diesen drastischen Rückgang liegt in einer generellen Abkehr vom Alkohol bei einem gewissen Teil der Bevölkerung. Die Daten des australischen Amts für Statistik (ABS) zeigen, dass der Alkoholkonsum in der Bevölkerung sich aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 55 Jahren befindet.
Dem ABS zufolge halten sich 84 Prozent der Australier beim Alkoholkonsum an die empfohlene Richtlinie von zwei Standardgetränken pro Tag. Auch der Anteil derjenigen, die zu Alkoholexzessen neigen, ist von 21 Prozent im Jahr 2004 auf derzeit 16 Prozent gesunken.
![Statistik über die Entwicklung des Alkoholkonsums in Australien von 1960 bis 2017](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2021/05/alkoholkonsum-australien-2017-2018.jpg)
Bei einer der größten Übernahmen der letzten Jahre erwarb die japanische Brauerei Asahi Holdings nun eine Mehrheitsbeteiligung an der größten Brauerei des Landes, Carlton & United Breweries. Australiens Wettbewerbshüter, die ACCC, erhob keine weiteren Einwände, nachdem Asahi aufgrund vorheriger Bedenken hinsichtlich einer Wettbewerbsminderung in bestimmten Marktsegmenten einige seiner Cider- und Biermarken abgestoßen und die Cider-Marken Strongbow, Bonamy’s und Little Green sowie die Biermarken Stella Artois und Beck’s zum Verkauf angeboten hatte.
„Die größten Brauereien machen gemeinsam etwa 90 Prozent des Bierumsatzes in Australien aus. Interessanterweise entfallen auch 65 Prozent des heimischen Craft-Beer-Marktes auf diese Brauereien. Der „Siegeszug“ der unabhängigen Craft-Beer-Brauereien hat für viel Wirbel gesorgt. Die Zahlen zeigen jedoch, dass die etwa 450 kleinen Brauereien nur etwa 3,5 Prozent des Gesamtumsatzes auf dem australischen Biermarkt ausmachen“, so Brett Heffernan, ehemaliger CEO der Brewers Association of Australia, die die führenden Bierbrauer des Landes repräsentiert.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Für die bereits angeschlagene australische Bierbranche stellte die andauernde Corona-Pandemie einen weiteren schweren Schlag dar. Die heimischen Brauereien verzeichneten im April des letzten Jahres keinerlei Umsätze und rückläufige Umsätze in den Monaten Mai und Juni.
Im Juli 2020 stabilisierten sich die Umsätze der Bierbranche wieder einigermaßen, sie haben jedoch bei Weitem noch nicht das Niveau vor der Corona-Krise erreicht. Die führenden Brauereien des Landes gehen davon aus, dass die heimische Bierbranche sowie der Bierkonsum wohl erst 2023 wieder das Niveau des Jahres 2019 erreichen werden.
![Leere Restauranttische während der Corona-Pandemie](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2021/05/leere-restauranttische-coronapandemie.jpg)
Hohe Besteuerung von Bier in Australien
Die Bierbranche wird in Australien stark besteuert. Der größte Kostenpunkt eines in Australien gebrauten Biers ist die Steuer. Biersteuer und Mehrwertsteuer machen bei einem Karton mit 24 Dosen Bier mit einem Alkoholgehalt von 4,8 Prozent etwa 42 Prozent des Preises aus. Australier zahlen im Schnitt 2,26 AUD an Steuern pro Liter Alkohol. Der australische Steuersatz ist einem Bericht der Brewers Association of Australia zufolge der vierthöchste unter den Industrieländern. Diese Verbrauchssteuern sind eine echte Goldgrube für die australische Bundesregierung. Schätzungen zufolge lagen die Steuereinnahmen durch die Alkoholsteuer im letzten Haushaltsjahr bei etwa 3,6 Milliarden AUD.
Bier aus Australien – Die großen Brauereien
Die australische Bierbranche wird von drei großen Brauereien beherrscht. Ihre Unternehmensgeschichte lässt sich auf die ein oder andere Weise bis zu 150 Jahre zurückverfolgen und hat ihnen somit einen reichen Erfahrungsschatz beschert, wenn es darum geht, das richtige Gleichgewicht zwischen Auswahl, Qualität und Preis zu finden.
Carlton & United Breweries
Carlton & United Breweries, gemeinhin auch als CUB bekannt, ist eine australische Kult-Brauerei, die Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde und mit der Zeit zur größten Brauerei des Landes aufstieg. Ihr vielfältiges Portfolio umfasst über 400 Marken sowie einige der verkaufsstärksten Biere Australiens. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Melbourne und beschäftigt landesweit fast 1.600 Mitarbeiter in fünf Brauereien und mehreren Niederlassungen. Vor der jüngsten Übernahme durch die japanische Brauerei Asahi war sie Teil der belgischen Unternehmensgruppe AB InBev, infolge von AB InBev’s Übernahme von SABMiller.
![Australische Biere](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2021/05/australisches-bier.jpg)
Im Juni 2020 übernahm Asahi offiziell Carlton & United Breweries. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt Asahi etwa 30 Prozent des australischen Cider-Marktes und 3,5 Prozent des australischen Biermarktes. Mit dem Abschluss des Milliardendeals in Höhe von 16 Milliarden AUD erwarb das japanische Unternehmen auch die 48,8 Prozent von AB InBev’s Marktanteil. Der Verkauf wurde bereits am 19. Juli 2019 angekündigt.
Peter Margin, ausscheidender Vorsitzender von Asahi Beverages Australia, sagte damals, es sei eine „spannende Zeit“, in der das Unternehmen mit der Übernahme eines der laut Unternehmensriese AB InBev „erfolgreichsten Märkte weltweit“ ein neues Kapitel in seiner Geschichte aufschlägt.
„Durch die Übernahme von CUB übernimmt Asahi Beverages auch einige der berühmtesten und beliebtesten australischen Biermarken und ist dadurch in der Lage, seinen Kunden und Verbrauchern eine noch breitere Palette an großartigen Getränken anzubieten“, so Margin.
CUB sagte, das Unternehmen würde auch in Zukunft „in fast der gleichen Weise weiterarbeiten wie bisher“, als weiterer Geschäftsbereich neben Asahi Premium Beverages, Asahi Lifestyle Beverages und Asahi Beverages NZ. Der Verkauf unterlag einigen Auflagen durch die australische Wettbewerbskommission ACCC, die darauf bestand, dass Asahi im Gegenzug einige Cider– und Biermarken, einschließlich Strongbow, Bonamy’s und Little Green sowie Stella Artois und Beck’s zum Verkauf anbot. Asahi erhielt mit dem Abschluss des Deals auch das Recht, AB InBev’s Portfolio an internationalen Marken in Australien zu vertreiben.
Das Portfolio der Carlton & United Breweries beinhaltet Foster’s, Victoria Bitter und Carlton sowie die Craft-Beer-Marken 4 Pines und Pirate Life.
Das Angebot von Asahi umfasst die Biermarken Super Dry, Peroni, Mountain Goat, Green Beacon, Cricketers Arms und Two Suns. Asahi ist zudem in Besitz des Schweppes Erfrischungsgetränkegeschäfts in Australien.
Mit der Übernahme von CUB wurde Asahi zur größten Brauerei Australiens und konnte seinen Marktanteil von einem Prozent auf fast 40 Prozent ausweiten. Der japanische Käufer geht davon aus, dass der Bierkonsum aufgrund der durch Einwanderung kontinuierlich wachsenden Bevölkerung weiter ansteigen und somit auch das operative Ergebnis – das 2019 noch 201,4 Milliarden Yen (1,87 Milliarden USD) betrug – einen frischen Impuls erhalten wird. „Die Corona-Pandemie hat unserer Branche einen harten Schlag versetzt. Als globaler Anbieter von Premium-Bieren setzen wir jedoch weiterhin auf Wachstum“, so der Präsident von Asahi, Akiyoshi Koji. Der weltweite Premium-Biermarkt, einschließlich des Craft-Beer-Marktes, wuchs vor der Pandemie noch um etwa 7 Prozent im Jahr.
Lion Brewery – eine Tochter der Kirin Holding
Die Lion Brewery ist eine der beiden größten Brauereien Australiens. Das Unternehmen braut beliebte Biermarken wie Corona, Budweiser, Guinness und Beck’s sowie lokale Marken wie XXXX GOLD, Tooheys, Speights, Steinlager, Lion Red und Lion Brown. Das Unternehmen ist im Besitz des japanischen Brauereikonzerns Kirin Holdings und steht in direktem Wettbewerb mit Carlton & United Breweries. Die japanische Brauerei Kirin hatte die Lion Nathan Brewery im Jahr 2009 für 2,5 Milliarden AUD gekauft.
![Mann trinkt Bier in Sydney Australien](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2021/05/sydney-bier-in-australien.jpg)
Lion Nathan ist aus der Fusion zweier großer neuseeländischer Unternehmen, LD Nathan & Co. und der Lion Corporation, im Jahr 1988 hervorgegangen. Beide Unternehmen betrieben eine diversifizierte Beteiligungsgesellschaft. LD Nathan konzentrierte sich auf Kaufhäuser und Supermärkte und beinhaltete Woolworths, 3Guys und andere. Der Schwerpunkt von Lion lag hauptsächlich auf seinen Brauereien, die so beliebte Biermarken wie Lion Red hervorbrachten.
Die Wurzeln des Brauereigeschäfts von Lion Nathan gehen zurück bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1840 gründeten zwei in Auckland ansässige Getränkehändler, John Campbell und William Brown, die Hobson Bridge Brewery. Die Brauerei änderte mit der Zeit ihren Namen in Domain Brewery, bevor sie 1898 mit einer anderen Brauerei, der Albert Brewery, fusionierte, die 1878 von Louis Ehrenfried gegründet worden war.
Der nachlassende Bierkonsum im Land zwang das Unternehmen schließlich dazu, die West End Brewery im Bundesstaat South Australia nach 160 Jahren im Oktober 2020 zu schließen. 1859 in der Hindley Street im Westen von Adelaide gegründet, wuchs die Brauerei im Zuge mehrerer Fusionen stetig weiter, bis sie schließlich im Jahr 1983 an ihren letzten Standort nach Thebarton zog, wo auch das West End Draught und das Southwark Stout gebraut wurden.
Der Geschäftsführer von Lion Australia, James Brindley, machte für die Entscheidung, die Brauerei zu schließen, „langfristige Trends sowie die anhaltende Wirtschaftlichkeit der Brauerei“ verantwortlich. Brindely zufolge haben sich die „Verbrauchervorlieben während der letzten Jahrzehnte stark verändert. Der Biermarkt an sich ist rückläufig und aktuell beim niedrigsten, jemals in Australien verzeichneten Pro-Kopf-Verbrauch angelangt, während allerorten Craft-Beer-Brauereien entstehen, was den Wettbewerb noch weiter anheizt […] und auch die Kostenbasis steigt kontinuierlich an.“
„Cheers, Mate!“ – Der australische Craft-Beer-Markt
Australiens Craft-Beer-Industrie beläuft sich auf über 800 Millionen AUD und ist zwischen 2015 und 2020 um 6,2 Prozent gewachsen, während die Bierbranche als Ganzes im gleichen Zeitraum um 1,8 Prozent schrumpfte. Dieser Rückgang wird vor allem der Tatsache zugeschrieben, dass Verbraucher sich zunehmend von herkömmlichen Bieren abwenden, zugunsten höherpreisiger Premium- und Craft-Biere.
Ein leitender Mitarbeiter eines führenden Brauereiunternehmens bewertet die aktuelle Situation wie folgt:
„Die Brauereien in Australien sehen sich gegenwärtig mit einer Kundenbasis konfrontiert, die bei der Wahl ihrer Biermarke weniger loyal und gleichzeitig experimentierfreudiger geworden ist. Die Kunden sind zwar immer noch loyal, jedoch wesentlich weniger, als dies noch vor 30 oder 40 Jahren der Fall war. Bier ist immer noch eine lokale Angelegenheit und Bierliebhaber haben immer noch eine Lieblingsmarke. Der Unterschied ist, dass Verbraucher heute fünf bis sieben Biere im Angebot haben, während vor 30 oder 40 Jahren nur ein oder zwei Biere zur Auswahl standen. Sie können jetzt also zwischen fünf bis sieben Marken wählen, statt nur zwischen ein oder zwei Marken, und eines davon ist mittlerweile ein Craft Beer. Craft Beer hat dem Bier als Getränk eine romantische Note verliehen. Die Menschen interessieren sich heute stärker für die Herstellungsweise eines Biers sowie die Geschichten hinter den verschiedenen Marken, was großartig ist.“
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Dieser Artikel ist powered by Verlag W. Sachon.