Fruchtsaftbranche zeigt 2020 heiße Trends und viele Gesichter
![Orangenfruchtsaft](https://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2020/01/fruit-juice-industry-trends-2020-1024x484.jpg)
Das Verbraucherverhalten wandelt sich auch beim Fruchtsaftkonsum. Laut José Jordão, Präsident AIJN European Fruit Juice Association, wachsen vor allem NFC-Säfte (Not From Concentrate) und gekühlte Säfte, während ungekühlte Säfte und FC-Säfte (From Concentrate) rückläufige Tendenzen zeigen. Hier bestätigt sich, dass Verbraucher natürlicheren, weniger verarbeiteten Produkten immer häufiger den Vorzug geben. Außerdem erwarten sie von der Fruchtsaftbranche künftig – dem allgemeinen Trend folgend – neben Gesundem Innovatives, Abwechslungsreiches, Attraktives und Regionales.
Deutschland bleibt Weltmeister
Bereits traditionell setzt der deutsche Fruchtsaftmarkt Zeichen. Klaus-Jürgen Philipp, Präsident des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF): „Wir konnten 2018 unsere Position als einer der mengen- und absatzstärksten Fruchtsaftmärkte der Welt behaupten. Unser Branchenumsatz lag 2018 bei 3,53 Milliarden Euro und einer Produktionsmenge von 4,0 Milliarden Liter.“ Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fruchtsäften und -nektaren betrug in Deutschland 2018 31,5 Liter (Vorjahr 32,2 Liter). Beliebtester Saft war mit 7,4 Litern Orangensaft, gefolgt von Apfelsaft (7 Liter), Multivitaminfruchtsaft (3,9 Liter) und Traubensaft (1 Liter).
![Fruchtsaft aus Äpfeln](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2020/01/fruchtsaft-aus-aepfeln.jpg)
Betrachtet man die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs über die Jahre hinweg, wird allerdings deutlich, dass der Markt kontinuierlich schrumpft. Wurden im Jahr 2000 in Deutschland noch 40,6 Liter und 2003 42 Liter Fruchtsäfte und Nektare pro Kopf getrunken, waren es 2010 nunmehr 36,3 Liter. Positiv stellt sich dar, dass der Pro-Kopf-Konsum seit 2015 (33 Liter) nur noch geringfügig sinkt.
Trotz der gehaltenen Weltmeisterposition von Deutschland, gefolgt von Norwegen (23,1 Liter) und Österreich (21,8 Liter), verdeutlichen die genannten Daten und Fakten, dass es für die Fruchtsaftbranche höchste Zeit ist, Gewohntes zu hinterfragen und auf Basis von sich wandelnden Konsumentenwünschen neue Ideen voranzutreiben und innovative Konzepte zu entwickeln.
Verbraucheraufklärung und Kommunikation als ein entscheidender Faktor
Doch vorab sollte ein gehöriges Maß an Verbraucheraufklärung stehen. Beispielsweise zeigen Ergebnisse einer laut VdF repräsentativen Online-Befragung in Deutschland, dass Verbraucher verunsichert sind, wenn es um den Fruchtgehalt in Fruchtsäften und den Zusatz von Zucker geht. Dass ein Fruchtsaft per Gesetz immer zu 100 Prozent aus Frucht besteht – egal ob der Fruchtsaft als Direktsaft oder als Fruchtsaft aus Fruchtsaftkonzentrat angeboten wird – ist vielfach nicht bekannt. So nahm etwa die Hälfte der Befragten an, dass Fruchtsaft aus Konzentrat weniger als 100 Prozent Frucht enthalten kann.
Zudem fehlen Studien zum Thema Fruchtsaft und Gesundheit. Ohne sie, meint Jordão, sei das Risiko groß, dass Verbraucher allzu besorgt wegen des Zuckergehalts von Fruchtsaft sind und dabei die Gesundheitsvorteile, die Fruchtsaft ihnen bietet, nicht wirklich wahrnehmen.
Liebe Fruchtsaftbranche: Woher kommt mein Saft?
Zudem interessiert sich der Konsument mehr und mehr dafür, woher die Früchte für „seinen“ Saft stammen. Sind sie aus Brasilien, Afrika, Japan oder aus den USA? Und worin liegen Geschmacks- und sonstige Vorteile von Produkten aus den einzelnen Regionen? Alles Dinge, die für den Verbraucher nicht mehr bedeutungslos sind. Dazu kommt der Trend zu lokalen Produkten, deren lokaler Geschmack und Qualität ebenfalls erklärungsbedürftig sind.
Auch europaweit rutscht der Konsum von Fruchtsäften und -nektaren weiter ins Minus (AIJN Marktreport 2019). Wurden innerhalb der EU 2014 noch 9.565 Millionen Liter konsumiert, waren es 2018 gerade einmal 9.067 Millionen Liter. Im Durchschnitt konsumiert der EU-Bürger laut AIJN 17,6 Liter an Fruchtsäften und -nektaren.
Kokosnusswasser für die „Next Generation“
Trendbewegungen, welche Fruchtsafthersteller einmal genauer anschauen könnten, gibt es laut AIJN einige. Vielfach hat die Branche mit innovativen Produkten bereits auf sie reagiert. Gerade im Hinblick auf gesundheitliche Aspekte wird eine Verbindung von Fruchtsaft mit Kokosnusswasser auch aus Gründen der Zuckerreduktion vielfach diskutiert. So propagiert Döhler beispielsweise den „Next Generation Apple Juice“, der aus Apfelsaft in Kombination mit Kokosnusswasser besteht und als „leichter Saft“ ausgelobt wird. Er enthält weniger Zucker und Kalorien als herkömmliche Säfte. Ein in dieser Beziehung ebenso außergewöhnliches Produkt ist zum Beispiel der Shot „Activated Charcoal“ des portugiesischen Unternehmens Sonatural. Er beinhaltet neben Apfelsaft, Kokosnusswasser und Zitrone auch Aktivkohle. Daran angelehnt ist die 125 ml Kunststoffflasche in tiefstem schwarz gehalten.
Social Media-Freundlichkeit überprüfen
Speziell für die jüngere Zielgruppe wichtig: Die Social Media-Freundlichkeit von Fruchtsaft. Textur, Farbe, Verpackung – je attraktiver desto geeigneter zur Kommunikation. Durchaus fotogen, weil andersartig, kommt auch die neue „innocent Plus“-Produktline von Innocent drinks, Großbritannien, daher und zeigt, dass die Fruchtsaftbranche auf diese Entwicklung reagiert. Die Kunststoff-Flaschen, in denen die Drinks stecken, sind von der Farbgebung her knallig, die Produktbezeichnungen mit „Wonder Green“, „Blue Break“, „Berry Set Go“ und „Citrus Shield“ aufmerksamkeitsstark. Jede Sorte enthält neben Fruchtsaft eine Trendzutat und extra Vitamine. Was wiederum den Trend zur Gesundheit perfekt bedient.
Etwas CBD gefällig?
Innovativ, jedoch gewöhnungsbedürftig, ist mit Humphrey’s CBD ein weiteres Produkt aus Großbritannien. Hier gehen Fruchtsaft, Hanfextrakt und andere gesunde Zutaten eine Verbindung ein. Das Getränk enthält folglich Cannabidiol, ein nicht psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf. Das wirkt medizinisch gesehen entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit. Humphrey’s CBD gibt es derzeit in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen: Limette, Weizengras & Spinat; Ananas, Ingwer & Kurkuma; Granatapfel, rote Beete & Weizengras sowie Orange, Kakao & Gerstengras.
Der „Sommelier-Effekt“
![verschiedener Fruchtsaft](https://drinktec-blog.b-rex.de/http://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2020/01/verschiedener-fruchtsaft.jpg)
Neben aufgeführten Trendbewegungen sieht Dr. Peter Schropp, Doemens Akademie, noch einen weiteren Trend, der für die künftige Entwicklung der Fruchtsaftbranche von Bedeutung sein kann, und zwar den „Sommelier-Effekt“. In der Braubranche ist er bereits zu beobachten. Hier hat eine Vielzahl an Biersommeliers einen Beitrag zur positiveren Wahrnehmung von Bier in der Gesellschaft geleistet. Seit Anfang 2019 werden Interessierte im Rahmen eines in drei Modulen durchgeführten Lehrgangs zum Experten in Sachen Fruchtsaft, Gemüsesaft und Smoothies ausgebildet. Dr. Schropp: „Es gibt viel zur Qualität von Frucht- und Gemüsesäften zu kommunizieren. Die Sommeliers sind Botschafter des guten Saftes und stärken das Produkt in einer allgemeinen positiven Wahrnehmung.“
Ein Mikrotrend, der den Wandel in der Branche durchaus unterstützen und positiv fördern kann. Fazit: Zwar ist der Absatz von Fruchtsäften und Nektaren in den vergangenen Jahren insgesamt gesehen rückläufig, dennoch bestehen zahlreiche Chancen für die Fruchtsaftbranche, sofern die auf Basis von Trendbewegungen neu entstehenden Verbraucherwünsche sich in den Produkten wiederfinden.
Wer die neusten Trends und Entwicklungen in der Fruchtsaftbranche hautnah miterleben möchte, sollte im Rahmen der drinktec 2021 das unvergleichbare Veranstaltungs- und Ausstellerspektrum in diesem Bereich nutzen den ein oder anderen „leichten Saft“ mit Kokosnusswasser probieren. Die drinktec findet vom 13. bis 17. September 2021 auf dem Messegelände in München statt. Sie suchen auch noch einer Plattform, um Ihre Innovation in diesem Bereich vorzustellen? Dann seien Sie auf der nächsten drinktec mit dabei.