Hopfenmarkt aktuell: Nachfrage steigt

Steigende Nachfrage am Hopfenmarkt
© Barth Haas Group

Der Biermarkt wurde in den letzten Jahren durch die Craft Beer Bewegung beeinflusst. Genuss und Geschmack stehen zunehmend im Fokus der Brauer. Diese weltweite Entwicklung hat auch den Hopfenmarkt grundlegend verändert. Diesseits und jenseits des Atlantiks wird an innovativen geschmacksprägenden Hopfensorten geforscht.

Die Hopfen-Anbaufläche ist weltweit mit rund 61.500 Hektar so groß wie noch nie seit 1997. Gleichzeitig seien aber Erträge und Alphawerte (Maßzahl für die Bittere) leicht unterdurchschnittlich ausgefallen, sagt Stephan Barth, geschäftsführender Gesellschafter von Hopfenhändler Joh. Barth & Sohn. Da stark gehopfte Biere weltweit weiter Marktanteile gewinnen, steigt die Hopfennachfrage. Der geschätzte Alphabedarf steigt auf bisher nicht bekannte Höhen, obwohl sich die Weltbierproduktion seit 2014 rückläufig entwickelt hat. „Insgesamt sehen wir den Hopfenmarkt eher als unterversorgt. Das belegen nicht zuletzt die anhaltend hohen Freihopfenpreise, sowohl bei den Aroma- als auch bei den Bittersorten“, sagt Barth.

Deutschland und USA dominieren den Hopfenmarkt

Mit einem Marktanteil von 72 Prozent an der Anbaufläche dominieren Deutschland und die USA den Weltmarkt. 77 Prozent der Welthopfenmenge kommen aus den beiden Ländern. 2015 löste die USA von der Fläche ausgehend Deutschland als größte Hopfenanbaunation der Welt ab. Seitdem bauen die USA ihre Dominanz immer weiter aus. Kein anderes Land hat auch so viele verschiedene Hopfensorten im Anbau. 87 verschiedene werden mittlerweile dort angebaut, davon allein 36 aus privaten Firmenzüchtungsprogrammen. Sieben US-Sorten gehörten inzwischen zu den Top-Acht-Aromasorten, die für geschmacksintensive, kalt gehopfte Biere nahezu unverzichtbar seien. Nummer acht in der Liste sei eine australische Sorte, erklärt Barth.

Steigende Nachfrage am Hopfenmarkt
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„Wenn sich die Ernte 2019 normal entwickelt, sollte der Brauindustrie aus dieser Ernte ausreichend Bitterhopfen zur Verfügung stehen“, sagt Barth. Der Hopfenmarkt habe dennoch auch in den USA einige Probleme: Bei einigen US-Aromasorten, wie zum Beispiel Centennial und Chinook, bestehe nach wie vor ein Überangebot. Im Bereich der Bitterhopfen hingegen herrsche Versorgungsknappheit. Global gesehen fehle es nicht an Anbaufläche von Bitterhopfen, da diese in den USA seit 2017 wieder und in Deutschland schon seit Jahren kontinuierlich ansteige. Aufgrund des Wetters fehlen jedoch dem Markt in Deutschland Erntemenge und Alphasäure.

Anbaufläche erneut gestiegen

Tatsache ist: Die in Deutschland bewirtschaftete Anbaufläche für Hopfen ist das fünfte Jahr in Folge gestiegen auf nunmehr 20.417 Hektar. Die Anzahl der Hopfenpflanzer hat sich 2018 um elf Erzeuger auf 1.121 Betriebe reduziert. Hiervon entfallen 903 Betriebe auf das Anbaugebiet Hallertau mit einer Anbaufläche von durchschnittlich 18,6 Hektar pro Betrieb. In den USA wird 2019 eine Gesamtfläche von 23.205 Hektar bewirtschaftet (+ vier Prozent gegenüber Vorjahr). Weltweit werden 2019 auf etwa 61.500 Hektar Hopfen angebaut (+1.100 Hektar gegenüber Vorjahr).

Flächenerweiterungen gab es hierzulande insbesondere bei den Sorten mit der bisher schon größten Anbaufläche, nämlich Herkules, Perle und Hallertauer Tradition. Diese „Top Drei“ erreichen inzwischen einen Anteil von 61 Prozent der deutschen Hopfenanbaufläche. Die der Aromasorten stieg auf 11.222 Hektar. Einen Rückgang gab es dagegen vor allem bei den Sorten Amarillo (-94 Hektar), Saphir (-23 Hektar) und Mandarina Bavaria (-23 Hektar).

Anbaufläche von Hopfen weiter vergrößert
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Freihopfenpreise sind auf sehr hohem Niveau

Ähnlich wie im Erntejahr 2017 war der Freihopfenmarkt für Bittersorten aufgrund der unterdurchschnittlichen Alphaernte in Deutschland erneut aktiv. Ungeachtet der Ertragssituation in Deutschland und der ursprünglich sehr hohen Preiserwartungen in den USA, fiel die Nachfrage nach alphareichen Freihopfen eher gemäßigt aus.

Laut der Barth-Haas-Group, dem weltweit größten Anbieter von Hopfenprodukten und Dienstleistungen rund um den Hopfen, ist der weltweite Hopfenmarkt für die kommende Ernte zu einem sehr hohen Anteil vorkontrahiert. Viele Sortensegmente würden sich durch die stetigen Anbauflächenausweitungen der letzten Jahre der Sättigungsgrenze nähern. Die Freihopfenpreise der Ernte 2018 bewegten sich bei fast allen Sorten auf sehr hohem Niveau, heißt es. Dies wirkte sich wiederum auf den Kontraktmarkt aus. Doch sowohl in Deutschland wie auch in den USA seien in den letzten Jahren Verträge zu guten Konditionen mit langen Laufzeiten abgeschlossen worden.  Ob sich die aktuellen Meldungen zu Ernteausfällen auf die Preise auswirken werden, bleibt abzuwarten.

Wer sich von der Geschmacksvielfalt des Hopfens überzeugen will, sollte im Rahmen der drinktec 2021 zur beliebten Verkostungsfläche kommen. Auf einer großen Ausstellungsfläche können dort an allen Messetagen kostenfrei wechselnde Biere aus aller Welt probiert werden, darunter Biere mit ganz besonderen Hopfensorten. Auch die Wettbewerbsbiere des „European Beer Star“ können die Messebesucher probieren. Die drinktec findet vom 13. bis 17. September 2021 auf dem Messegelände in München statt.

Dirk Omlor

Dirk Omlor war rund zwei Jahrzehnte Redakteur bei renommierten Getränke-Fachverlagen. Im Juli 2018 gründete der Dipl.-Ing. für Brauwesen zusammen mit seiner langjährigen Kollegin Barbara Rademacher ein Text- und Beratungsbüro mit dem zentralen Projekt getraenke-news.de.