Heißer Trend – innovative Teegetränke am Puls der Zeit

Teegetränke aus frischen Teeblättern
© Deutscher Teeverband e. V.

Nach Wasser ist Tee weltweit das beliebteste und am häufigsten konsumierte Getränk. Inzwischen genießen Teegetränke oft sogar Kultstatus. So gibt es in Ländern wie China, Japan, Tibet, aber auch in den Maghreb-Staaten sowie in Großbritannien eine jeweils eigenständige, teils über viele Generationen hinweg entwickelte Teekultur. Jedoch gibt sich vor allem die Zielgruppe der jungen Erwachsenen nicht mehr alleine mit Traditionellem zufrieden. Sie sucht nach neuen Tee-Erlebnissen, die idealerweise interessante Geschmackserlebnisse und funktionelle Vorteile in sich vereinen.

Generell ist der Teemarkt ein Wachstumsmarkt. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Deutschen Teeverbandes, des Statistischen Bundesamtes sowie des International Tea Committee aus dem Jahr 2017. Bei einem globalen Wachstum von ca. vier Prozent wurde 2017 mit 5,7 Millionen Tonnen so viel Tee produziert wie nie zuvor. Die wichtigsten Erzeugerländer blieben der Reihenfolge nach China, Indien, Kenia, Sri Lanka und Indonesien. Sie produzierten rund 80 Prozent der weltweit verfügbaren Menge.

Ostfriesen + Teegetränke = unschlagbar

Betrachtet man den Teekonsum innerhalb Europas, lag Großbritannien im Ländervergleich mit einem Pro-Kopf-Konsum von 187 Litern ganz vorne. Gefolgt von Irland mit 184 Litern, Polen mit 103 Litern, den Niederlanden mit 52 Litern, Schweden mit 36 Litern, Tschechien mit 30 Litern und Deutschland mit 28 Litern. Würde man die Ostfriesen als eigenes Volk nehmen, liefen sie den Engländern den Rang bei weitem ab. Jeder von ihnen konsumiert im Durchschnitt sagenhafte 300 Liter pro Jahr.

Ready-to-drink-Tee aus der Flasche kommt an

In ganz Deutschland ist schwarzer Tee nach wie vor besonders beliebt. Das Verhältnis der Marktanteile von Schwarz- zu Grüntee beträgt 73 zu 27. Etwa 60 Prozent der deutschen Teetrinker konsumieren losen Tee. Auf den Teebeutel entfallen folglich 40 Prozent. Hoch im Kurs steht Bio-Tee. Sein Gesamtverbrauch wuchs 2017 um knapp zwei Prozentpunkte auf gute neun Prozent.

Schon gewusst?
Tee ist in weiten Teilen der Welt nicht nur Konsumprodukt, sondern fester Teil der Kultur. So gibt es in Japan traditionsreiche Teezeremonien in eigens dafür eingerichteten Teeraum. 

Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Teeverbandes, beschreibt jüngste Entwicklungstendenzen folgendermaßen: „Tee ist gefragter denn je. Aktuell, gerade bei der jungen Szene, besonders in Form von Ready-to-drink-Tee aus der Flasche. Das passt zum urbanen Lebensstil junger Menschen – ob zuhause, unterwegs, beim Sport oder beim Entspannen.“

Auch Kräuter- und Früchtetee mögen die Deutschen: 16,4 Milliarden Tassen tranken sie 2017 davon. Mit 51,3 Prozent lagen Tee-Mischungen dabei vorne. Tendenz steigend. Bei den Monosorten machten Pfefferminze, Fenchel und Kamille erwartungsgemäß das Rennen.

Teegetränke: Fünf Trends für 2019

Teegetränke: Fünf Trends für 2019

„Die Verbraucher entwickeln ein wachsendes Interesse an innovativem Tee“, bestätigt auch das Marktforschungsunternehmen Mintel, das für 2019 fünf Teetrends ermittelt hat. Wer sich von zuckerhaltigen Getränken oder gar Alkohol abwenden will, der konsumiert laut Mintel eher Teegetränke mit kräftigen Aromen. Dazu zählt beispielsweise die aromatisierte Sorte Green Hills Rum und Honig aus Polen, ein Rooibos-Tee mit Rum- und Honiggeschmack, der frei von Alkohol und angereichert mit einer Mischung aus Zimt, Apfel, Süßholz und Sternanis ist.

Außerdem sieht das Marktforschungsunternehmen einen Trend hin zur Kombination von Tee- und Gemüsegenuss, den es thematisch unter „vegetarischer Revolution“ zusammenfasst. Beispiel hierfür ist das spanische Produkt Pompadour Gemüse Mix Infusión de Verduras Relax, das Tomate mit Hagebutte, Apfel, Zwiebel, Basilikum, Zimt und Passionsblume kombiniert. Zeit zum Entspannen – ein weiterer Oberbegriff, der für Teegenuss 2019 stehen soll. Hier sieht Mintel Fabindia Organics Bio Tulsi Honig Kamilletee aus Indien beispielgebend. Bei diesem Produkt steht nicht nur Kamille für entspannende Eigenschaften. Auch Basilikum (Tulsi) als Teil der traditionellen ayurvedischen Medizin gilt als stresslösend.

Ebenso prognostiziert der Marktforscher einen Run in Richtung Kraft-Tees, die natürliche funktionelle Inhaltsstoffe mit zusätzlichen Nährstoffen kombinieren. Beispielsweise Lipton Daily Boost Grüner Tee mit Ingwer, Zitronenverbene und Kurkuma. Der letztgenannte Mintel-Teetrend geht auf den gesunden Darm ein. Cofco Chinatea Pro Tee aus Malaysia bietet hier zum Beispiel einen Ansatz. Er ist dunkel und fermentiert. Zum Altern wird er in Ziegel oder Kuchen gepresst. Das Produkt soll dabei helfen, Blutfettwerte zu reduzieren, die Verdauung zu verbessern und die Gewichtsabnahme zu fördern. Teegetränke, die genannten Trends Folge leisten, gibt es mittlerweile zahlreiche. Zum Beispiel brachte Carpe Diem, Österreich, neben seiner Kombucha-Teegetränke sowie Matcha Sparkling Green Tea und Hibiskus Sparkling Tea kürzlich die neue Version Kurkuma Sparkling White Tea auf den Markt, die den Trend zum angesagten Gewürz Kurkuma aufgreift.

Käsetee dient der Selbstdarstellung

Ebenfalls interessant: Neben den genannten Mintel-Trends bedient HeyTea auf dem chinesischen Markt noch einen ganz anderen Wunsch der Millennials, und zwar den, mit Tee ein Statusobjekt zu konsumieren. Gründer Nie Yunchen hat es geschafft, dass wohlhabende junge Chinesen gewillt sind, für die von ihm verkauften Teegetränke mit einer dicken Schicht salzigem Frischkäse obendrauf lange vor den HeyTea-Filialen anzustehen.

Wussten Sie, dass Schwarz- und Grüntee auch als „echter Tee“ bezeichnet werden? Das rührt daher, dass diese beiden Sorten aus Teilen der Teepflanze gewonnen werden. Andere Tees werden meist aus Kräuteraufgüssen hergestellt.

Und zwar nicht nur wegen des besonderen Teegenusses, sondern auch, um ein Selfie von sich mit einem Becher Käsetee zu machen. Den gibt es als grünen und schwarzen Tee, Oolong- oder Früchtetee. Wer möchte, der erhält frisches Obst dazu. An der Kreation neuer Ideen wird bei HeyTea gearbeitet. Mittlerweile gibt es mehr als 170 HeyTea-Stores in China und bereits zwei in Singapur und drei in Hong Kong. „HeyTea soll Tee in der jungen Generation wieder cool machen“, zitiert der Spiegel den Gründer, der den Nerv der Tee-Zeit scheinbar getroffen hat.

Die Verpackung passt sich an

Diesen zu treffen ist auch das Anliegen einiger Verpackungshersteller. Untersuchungen haben ergeben, dass die Verbrauchernachfrage nach warmen Getränken steigt, die unterwegs konsumiert werden können. Vor allem in Asien. So entwickelte SIG – wie bereits berichtet – beispielsweise die neue aseptische Mikrowellen-Kartonverpackung Heat & Go, die laut Herstellerangaben einen sehr guten Produktschutz bietet, auf Standard-Füllmaschinen abgefüllt werden kann und sich bis zu 60 °C erhitzen lässt. Als erster Anwender hat die südkoreanische Seoul Dairy Cooperative ihre Achimae Sojamilch in dieser Verpackung in den Markt gebracht. Der schwedische Verpackungshersteller Ecolean produziert dagegen leichtgewichtige Air Aseptic-Beutel, die sich ebenfalls in der Mikrowelle erhitzen lassen. SQZ, ein etabliertes chinesisches Lebensmittelunternehmen, entschied sich für den Einsatz dieser Verpackungen unter anderem für sein Ingwerteegetränk.

Der schwedische Verpackungshersteller Ecolean produziert leichtgewichtige Air Aseptic-Beutel, die sich ebenfalls in der Mikrowelle erhitzen lassen.
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Ungewöhnliche Tee-Kreationen mit weiterem Wachstumspotenzial

Ob unterschiedliche Varianten an Teegetränken oder innovative Teeverpackungen – der Markt verspricht, auch künftig Spannung. Vor allem die junge Szene wird Experten zufolge ungewöhnlichen Kreationen gegenüber offen und höchst probierfreudig bleiben. Umso besser also, wenn neue Entwicklungen Aspekten wie Nachhaltigkeit, Bio, funktionellen Inhaltsstoffen bzw. gesundheitlichem Nutzen Rechnung tragen. Und auch, wenn sie sich – wie im Fall von HeyTea – als eine Art Statussymbol präsentieren und dabei behilflich sind, den individuellen Lebensstil nach außen zu tragen.

Friederike Arndt

Die selbstständige Fachjournalistin Friederike Arndt gilt als Expertin für den Bereich Getränke und war unter anderem lange Zeit als Redakteurin der Fachzeitschriften Getränkeindustrie und Getränkefachgroßhandel tätig. In dem Blog berichtet sie über die neuesten Trends und Innovationen aus dem Bereich der Alkoholfreien Getränke.