Biermischgetränke auf der Überholspur

Biermischgetränke im Glas
© Trumer

Minz-Radler, Cola-Bier oder Limetten-Weiße: Brauereien erreichen mit alkoholarmen Biermischgetränken neue Zielgruppen. Vor allem von Mixturen mit ganz neuen Fruchtkombinationen versprechen sie sich kräftige Umsatzsprünge bei jüngeren Zielgruppen.

Während der Bierkonsum in Deutschland – mit kleinen, saisonalen Schwankungen – seit Jahren stagniert, erleben auf Gerstensaft basierende Mischgetränke derzeit einen nachhaltigen Aufschwung. Die Idee, Bier mit Limonade oder Cola zu kombinieren und daraus „Radler”, „Russ‘n-Maß”, „Alsterwasser” oder „Diesel” zu mischen, ist jedoch keine neue Erfindung. Und auch die Berliner Weiße mit einem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup gehört schon seit dutzenden Jahren zum Repertoire von Berliner Wirtshäusern.

Erfrischende Biermischgetränke haben sich erfolgreich am Biermarkt etabliert

Was aber die neue Generation von Biermischgetränken zu bieten hat, liegt vor allem bei jungen Konsumenten im Trend. Ganz egal, ob Mixturen mit Limone, Orange, Minze, Guarana, Curuba oder Drachenfrucht: Die Nachfrage wuchs in den vergangenen Jahren meist zweistellig. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist der Absatz um mehr als zehn Prozent gestiegen: von 3.963.724 Hektolitern im Jahr 2017 auf 4.377.157 Hektoliter im Jahr 2018. Das ist mehr als je zuvor – auch wenn in diesen Angaben der Absatz der alkoholfreien Biermischgetränke fehlt, weil diese nicht in der Biersteuerstatistik erfasst werden. Aber auch der Deutsche Brauerbund bestätigt, dass sich Biermischgetränke – mit und ohne Alkohol – am Biermarkt erfolgreich etabliert haben. Nach Informationen des Verbandes liegt der Marktanteil in diesem Segment wohl schon bei über zwanzig Prozent.

Groß- und Kleinbrauereien springen auf den Trend auf

Auf diesen Trend haben bereits zahlreiche Groß- und Kleinbrauereien reagiert. Im März brachte etwa Warsteiner zwei neue Biermixgetränke auf den Markt: „Summer Breeze“ mit Minz-Limettengeschmack und „Sunrise“ mit Orangen-Granatapfelgeschmack. Mit exotischen Aromen und hippen Markennamen will Warsteiner damit sowohl Bier- als auch Cocktail-Liebhaber ansprechen. „Wir gehen mit beiden Sommermixes unseren innovativen Weg konsequent weiter, den wir im letzten Jahr mit Moscow Mule als limitierte Edition gestartet haben“, sagt Marcus Wendel, Marketing Direktor der Warsteiner Gruppe.

Auch die Schwarzbierbrauerei Köstritzer möchte mit zwei neuen Biermischgetränken neue Zielgruppen gewinnen und damit ihr Spezialitätenangebot erweitern. Beim dreiprozentigen „Radler Limette“ trifft Kellerbier auf fruchtig-frischen Geschmack von Limettensaft, während „Köstritzer Kirsche“ aus 60 Prozent Schwarzbier und 40 Prozent Süßkirsch-Limonade besteht. „Beide Neuprodukte sind echte Innovationen und stehen für leichten Biergenuss“, sagt Stefan Didt, Geschäftsführer von Köstritzer. Damit biete sein Unternehmen dem Verbraucher einmal mehr komplett neue Geschmackserlebnisse an.

Biermischgetränke auch international auf dem Vormarsch

Aber nicht nur in Deutschland sind Brauereien mit Radler & Co. auf dem Vormarsch. Auch in den USA, in den Niederlanden und insbesondere in Österreich setzen inzwischen immer mehr Brauereien auf Biermischgetränke mit ganz ungewöhnlichen Rohstoffen. So führen einige US-amerikanische Braustätten wie etwa die Boulevard Brewing Company, Great Divide Brewing oder Victory Brewing häufig sogar mehrere Sorten im Portfolio. Auch beim Brauriesen Amstel aus den Niederlanden gehört ein frisches Radler mittlerweile ins Standard-Sortiment.

Bio- und Naturradler werden immer beliebter

Besonders angesagt – insbesondere bei regionalen Mittelstandsbrauereien – sind neue Kreationen von Bio- und Naturradler-Getränken. Sowohl die Welde Brauerei aus Plankstadt als auch die beiden österreichischen Produzenten Gösser und Stiegl verzeichnen nach eigenen Aussagen mit neuen Sorten deutliche Absatzerfolge. Vor wenigen Monaten launchte auch die Privatbrauerei Trumer aus Obertrum in Österreich ein aufwendig produziertes „Bio Radler“, bei dem es sich um ein Sauerbier nach Märzen-Art handelt. Durch eine natürliche Milchsäurefermentation im Sudhaus erhält dieses Bier eine säuerliche Frische. Aus Bio-Zitronenverbene wird durch Kaltextraktion und Beigabe von regionalem Rübenzucker eine natürliche Limonade erstellt, die dem 2,6-prozentigen Bier beigegeben wird.

Branchenkenner prognostizieren, dass Biermischgetränke im Umfeld eines neuen Verbraucherbewusstseins ihren Siegeszeug in den kommenden Jahren fortsetzen werden. Mit frischen Produktideen und neuen Marketingkonzepten setzen deshalb viele Brauer neue Akzente in ihrer Produktpalette und kommen damit besonders den Bedürfnissen junger Verbraucher nach neuen Geschmackserlebnissen entgegen.

Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.