Produktionsplanung – die Quadratur eines Kreises
Eine „richtige“ Produktionsplanung (PPL) kann für ein produzierendes Unternehmen Wettbewerbsvorteile erbringen. Sie beeinflusst direkt die Lieferfähigkeit, den Lagerbestand und die Produktionskosten. In Zeiten, in denen der Handel und Weiterverarbeiter ziemlich genau wissen, was ein Produkt „kosten“ darf, wird die Einsparung des Hundertstel Cents zur strategischen Größe.
Überlegungen, die den betrieblichen Alltag erleichtern
Zeilen, wie in dieser Blog-Einleitung, schreiben sich leicht – die Realisierung der „richtigen“ PPL ist allerdings eine Wissenschaft für sich. Eine PPL muss keineswegs komplett neu aufgebaut werden – in den allermeisten Fällen reichen Optimierungen völlig aus, um die Ziele zu erreichen. Gleichzeitig bedeutet das, dass die PPL genau durchleuchtet werden muss, um Ziele definieren zu können. Solche Ziele können unterschiedlich und auch widersprüchlich sein: Lieferfähigkeit, Kostensenkung, Sicherstellung, dass der tägliche Rohstoffeingang auch wirklich verarbeitet werden kann – all das auch noch im Einklang mit der sich ständig ändernden Bestellsituation. Laut Prof. Dr. Matthias Lütke Entrup vom Düsseldorfer Beratungsunternehmen HÖVELER HOLZMANN CONSULTING, gleicht dies einer Quadratur des Kreises. Vermutlich sind nicht alle Widersprüchlichkeiten aufzulösen, aber der Produktionsplaner sollte zumindest wissen, welches der Teilziele Priorität hat. Dies bedeutet auch, dass sich die Geschäftsleitung mit der PPL zu befassen hat.
Was bedeutet „Plannervosität“? Und wie kann sie reduziert werden?
In der Praxis kommt es im hektischen Alltag einer milchverarbeitenden Fabrik immer wieder zu Neu- und Umplanungen. Sie werden absatzmarktseitig ebenso ausgelöst wie vom Beschaffungsmarkt. Kurzfristige Nachbestellungen von Seiten des Handels, immer unterstützt vom Vertrieb, bedingen, dass vorhandene Planungen umgestellt werden müssen. In einigen Fällen haben solche Zusatz- oder Nachaufträge sogar zur Folge, dass der physisch mögliche Lagerbestand überschritten wurde – auch hier muss der Planer sofort tätig werden. Andererseits sind es zum Beispiel Lieferengpässe, bei den Zulieferern von Zutaten oder Verpackungsmaterial, oder kurzfristige Ausfälle in der Logistik, die eine Neuplanung erforderlich machen. Im Fachjargon wird dieses schnelle Hin- und Herplanen mit „Plannervosität“ beschrieben. Sie zu reduzieren, bedeutet direkt auch Kosten und Komplexität zu senken. Wie das geht? Ganz einfach: Flexibilität aus dem System nehmen und den Planungshorizont für circa ein oder zwei Wochen einfrieren. Größere Änderungen müssen dann „von höherer Seite“ freigegeben werden. Dies erlaubt dem Planungsverantwortlichen, den Kopf aus der Schlinge zu halten – bedingt im Vertrieb aber auch, dass der eine oder andere Umsatzbetrag nicht immer realisiert werden kann.
Die Produktionsplanung breiter aufstellen
Bei einer industriellen PPL ist es extrem wichtig, dass das Planungsgeschehen nicht von Einzelpersonen gestaltet wird. Zwar haben Mitarbeiter, die jahrelang nichts anders machen als eine Produktion zu planen, einen reichen und äußerst wertvollen Erfahrungsschatz, aber sie sind wie alle Mitglieder einer Belegschaft nicht gegen Ausfall geschützt. Weil die Produktion gerade in Molkereien aber immer weitergehen muss, ist es wichtig ein System zu schaffen, in dem weitere Personen die Planung übernehmen können. Eine optimale Lösung dafür wäre, alle Abläufe und Prämissen in einem System zu hinterlegen und somit alles ausreichend zu dokumentieren. Externe Anbieter liefern Lösungen, wie zum Beispiel über deren ERP-Systeme. Der große Vorteil dabei: Ein Betrieb muss sich nicht nur auf die eigenen Erfahrungen verlassen, sondern kann vom anonymisierten Know-how einer ganzen Branche profitieren. Auf diese Weise können Fehler vermieden werden.
Auf der drinktec 2021 werden wieder zahlreiche Anbieter von IT-Lösungen ausstellen – auch und gerade für die Produktionsplanung. Deren Systeme werden immer schlagkräftiger – gegebenenfalls auch durch den Einsatz maschineller Intelligenz. Für Fachleute aus der Milchwirtschaft empfiehlt es sich, sich bei ihrem Besuch der Weltleitmesse für Prozess- und Abfülltechnik für flüssige Getränke- und Nahrungsmittel ein paar Stunden mehr Zeit einzuplanen. So können sie bei den Ausstellern vorbeischauen, die sich mit Produktionsplanung beschäftigen – dort sind sie gut beraten.