Hopfenmarkt im Umbruch – Bitterhopfen vs. Aromahopfen
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Aromahopfen galt in den vergangenen Jahren für viele Produzenten als Umsatzbringer schlechthin. Mit der steigenden Nachfrage nach Bittersorten und einer schwierigen Erntesituation steht der Hopfenmarkt weltweit jetzt vor einem erneuten Wandel. Europäische und amerikanische Hopfenbauer müssen wieder mehr Hochalpha-Gewächse anpflanzen.
Gerade fahren Hopfenbauer der nördlichen Hemisphäre noch die letzten Ranken der diesjährigen Ernte ein, um auch die letzten Dolden des grünen Goldes unter Dach und Fach zu bringen. Aber schon wieder muss sich der globale Hopfenmarkt auf eine neue Situation einstimmen. Nach dem weltweiten Trend zu Spezialitätenbieren und der damit verbundenen Nachfrage nach Aromasorten, erlebte der Hopfenmarkt in den vergangenen Jahren eine unerwartete Dynamik. Die Hopfenanbauflächen wuchsen rasant und neue Sorten rückten in den Fokus der Brauer. Bedingt durch die enorme Nachfrage nach Aromahopfen haben viele Pflanzer angesichts des verlockenden Neugeschäfts sogar ihre traditionellen Bittertypenfelder gerodet. Das scheint sich inzwischen zu rächen.
Überraschung: Bitterhopfen ist gefragt
Für viele Hopfenbauer überraschend, steigt plötzlich wieder die internationale Nachfrage nach Bitterhopfen. Nicht wenige Hopfenbauer haben sich verkalkuliert und müssen jetzt – keineswegs allein aus saisonalen Gründen – wieder umpflanzen. So verzeichnen etwa in Deutschland nach dem aktuellen „Barth-Haas-Bericht“ wichtige, zum Teil gerade erst angepflanzte Aromasorten enorme Einbußen im Vergleich zu 2017: Hüll Melon -10,8 Prozent, Mandarina Bavaria -9,8 Prozent, Hallertauer Mittelfrüh -4,9 Prozent. Dafür legen die Bittersorten wie Polaris um knapp 30 Prozent und Herkules um 8,8 Prozent zu. „Der Markt für Bittersorten bleibt dennoch eng“, bestätigt Barth-Haas-Vertriebschef Thomas Raiser. Aber zu Engpässen dürfe es noch nicht kommen.
Hopfenmarkt verzeichnet Wachstum in den USA
In den USA, dem größtem Hopfenanbaugebiet der Welt, vergrößert sich die Fläche der Bittersorten erstmals seit 2011. Während in Deutschland rund 21.000 Hektar Bittersorten wachsen, sind es jenseits des Atlantiks etwa 14.000 Hektar. Neue Züchtungen mit hohen Alphawerten erleben in den Vereinigten Staaten gerade einen enormen Zuwachs. Etwa die neue Hochalphasorte „Pahto“ vermehrte sich zu 2017 um 73 Prozent und „CTZ No. 2“ immerhin um 25 Prozent.
So fällt nach ersten Prognosen die Ernte – insgesamt gesehen – in den USA diesjährig relativ gut aus. Die Bedingungen, also günstiges Klima und ausreichend Wasser, waren dort nahezu perfekt. Lediglich Aromasorten wie Cascade und Simcoe scheinen etwas zu schwächeln. Dennoch: In diesem Jahr wurde in den USA eine Rekordmenge von 22.400 Hektar angebaut. Erwartet wird, dass die Ernte einen Ertrag von 46.000 Tonnen übertrifft. Spitzenreiter ist die Aromasorte „Citra“, die einen Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr verzeichnet. Da die Ernte in den USA bis Ende September dauert, können hier bisher nur Schätzungen abgegeben werden.
Europäische Hopfenanbaugebiete kämpfen
Ein Problem hingegen verzeichnen in diesem Erntejahr vor allem die europäischen Hopfenanbaugebiete. Wegen Trockenheit und Hitze liegen laut aktuellen Zahlen die Alphagehalte deutlich unter dem Durchschnitt. Während es in Deutschland bis Mitte Juli eigentlich noch ganz gut aussah, war es in den Monaten bis Erntebeginn zu heiß und es regnete zu wenig. Wegen der Trockenheit bildeten sich die Dolden auch nicht optimal aus und blieben unter dem Durchschnitt. Die Gesamtproduktion dürfte rund 3.000 Tonnen unter Normalwert liegen.
In der Tschechische Republik, dem zweitgrößten europäischen Hopfenanbaugebiet, litten die Bestände noch schlimmer unter der Trockenheit. Hier liegt der Ertrag in diesem Jahr 40 Prozent unter dem Durchschnitt. Hopfenexperten schätzen, dass nur 4.200 Tonnen, anstatt dem angepeilten Normalwert von 6.600 Tonnen herauskommen. Die weltweite Alphabilanz zeigt also erneut ein negatives Ergebnis auf und führt mancherorts zu Verknappung. Dies sei aber vor allem eine Folge des Hitzesommers. Bei normalen Erträgen könne hier jedoch die Nachfrage – ohne zusätzliche Anpflanzungen – bedient werden können.
Weltweit gibt es inzwischen zwar Dutzende Hopfenanbaugebiete, wobei die USA immer noch mehr als 40 Prozent und Deutschland mehr als 35 Prozent der Weltproduktion ausmacht. Aber die Vorvertragsquoten sind teilweise so hoch, dass es vor allem in Europa künftig fast keinen Freihopfen im Markt geben wird. Vordenker der Hopfenzunft prognostizieren deshalb, dass die Versorgungslage bei einigen Sorten künftig eher enger werden dürfte.