Virtual Reality und Augmented Reality – Digitalisierung in der Getränkeindustrie schreitet voran

Virtual Reality und Augmented Reality – Digitalisierung in der Getränkeindustrie schreitet voran
©Pexels, User: bruce mars

Die rasante Entwicklung technologischer Errungenschaften hat neue Technologien wie Virtual und Augmented Reality inzwischen aus der Experimentierphase herausgeführt. So bietet der Instant-Messaging-Dienst Snapchat inzwischen Augmented Reality (AR) Anwendungen im großen Stil für Vergnügungsparks an. Nach Disney und den Universal Studios kam kürzlich noch der Betreiber Six Flags dazu. Der Freizeitbereich ist natürlich prädestiniert für die Verwendung dieser Techniken. Man erinnere sich nur an den – wenn auch kurzlebigen – Hype um das Pokémon GO Spiel. Neben dem bislang dominanten Einsatz von Virtual Reality (VR) im Gaming oder Entertainment, findet diese auch zunehmend in anderen Segmenten Beachtung. Zumindest demonstriert der bisherige Erfolg, dass sich viele Menschen für virtuelle Realitäten begeistern lassen. Das sollte auch die Getränkeindustrie für sich nutzen.

Das Bewegtbild ist im Marketing schon lange etabliert. Auf TV-Spots folgten Social-Media-Videos und nun klopfen virtuelle Realitäten an die Tür. Entertainment ist besonders bei jüngeren Zielgruppen stark gefragt. VR und AR dürften hier ein nächster wichtiger Schritt in die Zukunft sein. VR-basierte Kampagnen gelten als erfolgsversprechend, da der Nutzer, vor allem wenn er zusätzlich ein Headset trägt, vollständig in eine virtuelle Welt abtaucht. Er beschäftigt sich ablenkungsfrei und intensiv mit dem übermittelten Inhalt. Keine andere bisherige Technologie bietet eine derartige Aufmerksamkeit. Die Interaktionsmöglichkeiten verstärken den Effekt. Daneben können weit mehr Emotionen erzeugt werden als bei klassischen Anwendungen. Und schon allein der Status des Neuen bewirkt großes Interesse.

Virtual und Augmented Reality erweitern die Möglichkeiten im Marketing

Zur Erzeugung einer Virtual Reality Anwendung wird die Realität digital nach- oder neue Realitätswelten aufgebaut. Mittels spezieller VR-Brillen kann man die virtuellen Welten sehen und sich in ihnen bewegen. Im Grunde wird der Nutzer dabei von der Außenwelt abgeschirmt, die reale Welt wird durch eine Virtuelle ersetzt. Aktuell sind VR-Geräte und -Inhalte noch ein Nischenmarkt – nicht zuletzt aufgrund der Kosten. Allerdings existieren inzwischen auch günstige Varianten wie Google Cardboards. Diese einfachen Lösungen ersetzen zwar keinesfalls teure High-End-Brillen. Aber sie stellen im Massenmarkt eine ernstzunehmende Alternative dar. Das dürfte die Verbreitung künftig weiter erhöhen. Das Marktforschungsinstitut Superdata geht davon aus, dass es bis zum Jahr 2020 rund 220 Millionen VR-Nutzer geben wird.

Unter Augmented Reality versteht man eine Ergänzung der realen Umgebung um virtuelle Elemente. In einigen Branchen wird bereits erfolgreich experimentiert: Bei Ikea kann man zum Beispiel mit einer App Objekte aus dem Katalog des Möbelhauses in der eigenen Wohnung platzieren. McDonald’s brachte eine Happy-Meal-Verpackung heraus, die sich in wenigen Schritten zu einer VR-Brille umbauen ließ. Dazu passend bot man das VR-Spiel „Slope Stars“. Man kann derzeit davon ausgehen, dass AR und VR in der digitalen Zukunft eine immer stärkere Bedeutung erfahren. In der Getränkeindustrie wird dieser Bereich bislang noch nicht entsprechend intensiv genutzt. Dabei kann Virtual Reality durch die technologische Weiterentwicklung ein zunehmendes Potenzial für das Marketing darstellen.

Pionierleistungen in der Getränkeindustrie

Einige Konzerne gehen auch bereits erfolgreich voran: Der Getränkehersteller Adelholzener hat mit dem Musikdienst Shazam eine Augmented Reality Kooperation zum Start seiner Active-O2-Kampagne „Go Play Outside“ realisiert. Über Codes auf den Flaschen verlinkt Shazam, sobald Käufer sie scannen, auf eine virtuelle Ski-Piste. Von der leitet Adelholzener auf die Kampagnen-Seite weiter, auf der das Unternehmen Preise verlost. Auch der Glashersteller Rastal springt in Kooperation mit der Privatbrauerei Gaffel auf den AR-Zug auf. 1.000 Gläser wurden mit einem AR-Code ausgestattet. Über eine App führte dann das Scannen zu einem Clip eines Kölner Kneipen- und Open-Air-Festivals. Um möglichst viele User zu erreichen, hatte Gaffel ein Erklärvideo produziert. Das Vorgehen wurde nicht nur mit vielen Klicks belohnt, sondern auch mit dem Gewinn des renommierten Promotional Gift Awards 2018. Gekonntes Storytelling erhöht den Erfolg bei Konsumenten: So lud Coca-Cola zur virtuellen stimmungsvollen Schlittenfahrt durch die Augen des Weihnachtsmannes. Anlässlich der Fußball-WM begeisterte der Konzern Passanten in Zürich damit, dass sie auf einem großflächigen AR-Spielfeld virtuell gegen einen Schweizer Nationalspieler antreten konnten.

Potentiale in der Marktforschung und im B2B-Bereich

Auch in der Marktforschung halten VR-Anwendungen Einzug. Der größte Vorteil ist, dass sich mittels VR Objekte darstellen lassen, die physisch nicht vorhanden sein müssen. Für die Getränkeindustrie ist zum Beispiel die Erforschung des Einkaufsverhaltens am Point-of-Sale relevant. So kann die Wirkung von verschiedensten Verpackungen, Etiketten und Flaschenarten auf Probanden getestet werden, indem ein Regal samt Produkten virtuell simuliert wird. Auch für den B2B-Bereich bieten die VR-Technologien einiges an Potential. Interessenten können unter anderem komplexe Maschinen und Produktionsanlagen genau unter die Lupe nehmen, ohne ihren Schreibtisch dafür zu verlassen. Allerdings ist klar: Dafür ist einiges an Vorarbeit zu leisten. Alle Daten und Produkte eines Unternehmens müssen digital vorliegen, um sie in einer VR-Darstellung präsentieren zu können.

Virtual Reality in industriellen Produktionsprozessen

Die Möglichkeiten der Virtual Reality für die Getränkeindustrie enden definitiv nicht im Marketing. Der Trend zur Automatisierung von Prozessen in Richtung Industrie 4.0 bietet interessante Anwendungsmöglichkeiten in der Produktion und im Lager. Da sich die Komplexität von Anlagen und Prozessen ständig erhöht, kann der Einsatz von VR-Techniken bereits deren Entwicklung positiv begleiten. So können Entwürfe bereits in der Planungsphase als digitale Modelle in VR abgebildet, damit erfahrbar gemacht und getestet werden. Auch die Einrichtung ganzer künftiger Betriebsstätten lässt sich mit virtuellen Begehungen effektiv planen und Fehler schon im Vorfeld ausmerzen.

Die VR-Technologie hat großes Potential. Im Marketing-Mix entsteht damit ein neuer spannender Kanal. Ein Grund, warum der große Durchbruch noch aussteht, ist sicherlich die kosten- und zeitintensive Produktion der virtuellen Welten. Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diesen neuen Kommunikationskanal effektiv und gekonnt zu bespielen. Bislang haben vor allem große Marken diesen Trend erfolgreich umgesetzt. Bis zur nächsten drinktec wird sich hier sicher noch einiges entwickeln. Zum Beispiel bietet seit neuestem die Messe München GmbH ihren Ausstellern VR- und AR-Services an.

Andra Gerhards

Andra Gerhards ist freie Journalistin und Texterin. Sie hat Ihren Schwerpunkt in den Bereichen Marketing für Kommunen und kommunale Unternehmen, (Nachhaltiger) Konsum und Einzelhandel.