Ressourcen-Effizienz als Strategie

In einer Molkerei
© molkerei-industrie

Ressourcen-Effizienz: So lautet das Motto, an dem sich die Getränke-und Lebensmittelindustrie in den kommenden Jahren ausrichten wird. Die deutsche Nahrungsmittelbranche verbraucht allein in der Verarbeitung laut „statista“ weit über 320.000 Terajoule (TJ) Energie, zudem beträgt der Verlust bei der Verarbeitung und der Distribution der Produkte 18 Millionen Tonnen. Hinzu kommt ein Energieverbrauch von über 200.000 TJ in der Landwirtschaft, die zur Erzeugung der Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie 30 Prozent des verfügbaren Wassers in Deutschland benötigt. Von den Emissionen abgesehen, betrifft die allgemeine Ressourcen-Verknappung speziell auch Trinkwasser der besten Qualität, wie man es in der Lebensmittelprozesstechnik benötigt.

Vor diesem Hintergrund kann die Digitalisierung einen bedeutenden Beitrag zur Steigerung der Ressourcen-Effizienz in der Lebensmittelproduktion leisten. Transport, Distribution und natürlich die Produktion von Lebensmitteln bieten ein enormes Potential für Verbesserungen.

Digitalisierung ist nicht gleich Ressourcen-Effizienz

Noch immer wird Ressourcen-Effizienz in der Praxis oft als reiner Nebeneffekt der Digitalisierung angesehen, der z.B. mit der Prozessautomatisierung einhergeht, erklärt Prof. Alexander Sauer, Fraunhofer‐Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA. Regelmäßig fehlen betriebliche Daten zu spezifischen Ressourcen-Verbräuchen in der Produktion, sodass es kaum abschätzbar ist, inwieweit eine Maßnahme auch zu Ressourcen-Einsparungen führt. Genau deswegen müssen Unternehmen Strategien für die Ressourcen-Effizienz entwickeln und das Potential der Digitalisierung zielgerichtet nutzen.

Lebensmittelabfälle können mithilfe der Digitalisierung reduziert werden. Durch eine lückenlose Dokumentation des Warenflusses über Sensoren und IT kann Transparenz über die Herstell- und Transport-Bedingungen gewonnen werden. Dabei können Herstellung und Transport der Erzeugnisse realitätsnah simuliert werden, um die tatsächlichen Verluste zu verringern.

Big Data in der Produktion

In der Produktion wird die Auswertung von Big Data künftig eine große Rolle spielen. Predictive Maintenance führt zur Verminderung der Stillstandszeiten. Da in der Lebensmittelproduktion meist enge Zeitfenster eingehalten werden müssen, wird der Verlust entsprechend reduziert. Big Data ermöglicht genaue Vorhersagen, sodass z.B. mehr produziert werden kann, wenn eine hohe Nachfrage angenommen werden kann. Dieses führt ebenfalls zu einer Verringerung des Abfalls.

Die Digitalisierung bietet weitere Chancen. Flexible Logistiknetzwerke ermöglichen eine Lieferung am selben Tag. Verbunden mit dieser Flexibilität haben digitale Geschäftsmodelle das Potential, die Branche zu verändern und können gleichzeitig die (End-)Kundenorientierung steigern.

Smart Factory bietet Flexibilität

In einer Smart Factory werden Maschinen, Produktionslinien und Lagerhaltung eng zusammenarbeiten, Informationen austauschen und eigenständig Produktionen steuern. Der Plug-and-Produce-Ansatz treibt das digitale Konzept voran. Denn eine automatische Rekonfigurierung der Produktion nach Hinzufügen oder Entfernen von Komponenten, wird viel mehr Flexibilität für die Fertigung bieten, da Umstellungen oder Kapazitätsanpassungen wesentlich erleichtert werden.

Schon auf der letzten drinktec waren Beispiele und Anhaltspunkte dafür zu finden, wie man sich die Fabrik der Zukunft vorstellen kann. Angesichts des rasanten Fortschritts in Technologie und IT, sind wir gespannt, wie auf der drinktec 2021 die Entwicklung in Sachen Smart Factoriesvorangeschritten sein wird – also merken Sie sich schon mal vor: 13. bis 17. September 2021, München!

Roland Sossna

Der gelernte Molkereifachmann, Agraringenieur und freie Fachjournalist Roland Sossna gestaltet unter anderem die Redaktion der Fachtitel molkerei-industrie und IDM International Dairy Magazine. Regelmäßig stellt er herausragende Innovationen aus der Molkerei-Branche auf dem Blog vor.