Gemeinschaftssude: Brauer punkten weltweit
![Ein Brauer bei der Arbeit](https://drinktec-blog.b-rex.de/wp-content/uploads/2018/03/Braupakt_Credit-christianschranner-1-1024x484.jpg)
Mit dem Trend zu ungewöhnlichen Spezialitätenbieren kooperieren immer mehr Brauer länderübergreifend. Sie entwickeln zusammen mit anderen Brauern aus allen Teilen der Welt ganz spannende Gemeinschaftssude.
Scott Jennings, Chefbrauer von Sierra Nevada, gilt als einer der umtriebigsten Bierzauberer in den USA. Gerade erst jettete der kreative Kalifornier wieder für ein Bierprojekt über den Pazifik um diesmal seine Spuren in Bayern zu hinterlassen. Dort braute Jennings ein Bier mit der ältesten Braustätte der Welt, der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan. Bei diesem transatlantischen Gemeinschaftssud handelt es sich um ein fruchtiges Hefe-Weißbier namens „Braupakt“. Das 6-prozentige Bier haben die Braufreunde mit Weihenstephaner-Hefe und den Hopfensorten Hallertauer Tradition, Chinook und Amarillo aromatisiert. Nach mehreren Wochen Reifezeit, wird das kreative Weißbier jetzt in 32 verschiedene Länder exportiert – ein Musterbeispiel für grenzübergreifende Kooperationen in der Getränkebranche.
Weltweite Aufmerksamkeit durch Gemeinschaftssude
Sogenannte „Kollabs“ sind der heißeste Trend in der globalen Bierszene. Für Gemeinschaftssude treffen sich meist zwei Brauer aus verschiedenen Braustätten unterschiedlicher Länder und tüfteln an ungewöhnlichen Rezepturen. Ziel soll dabei sein, Know-how zu bündeln und mehr Aufmerksamkeit in der jeweils anderen Nation zu erzielen. Aus diesem Grund reiste auch Dario Stieren von der Munich Brew Mafia aus München vor einigen Wochen mit seinem Team in die slowenische Kleinstadt Ajdovščina, nahe der italienischen Grenze zu Triest. Dort produzierte der Bayer gemeinsam mit der kreativen slowenischen Brauerei Pivovarna Pelicon und Hopfenkünstlern aus der Braustätte Varionica aus Zagreb einen 6,2-prozentigen, knallroten Sud mit Hibiskusblüten. „Außerhalb Deutschlands kann ich endlich auch mal spannende Sude jenseits des Reinheitsgebotes brauen“, freut sich der Münchner Craft-Produzent.
Auch Simon Siemsglüss von der Buddelship-Manufaktur aus Hamburg liebt es, mit ausländischen Brauern coole Biere zu kreieren. Nach Kollaborationen mit der renommierten norwegischen Brauerei Lervig, entwickelte er im vergangenen Jahr auch ein kräftiges Saison Bier mit 9,2 Alkoholumdrehungen namens „Jam Session“ mit Cerveses La Pirata aus Katalonien. Als besonderes Finish legten Siemsglüss und die Spanier den Sud für mehrere Monate in ein Chardonnay-Fass. Ergebnis: ein vollmundiges Bier mit starken Hefenoten, einer dezenten Malzsüße und Holz- sowie Weintönen.
Germany goes international
Neben der Staatsbrauerei Weihenstephan, der Munich Brew Mafia oder Buddelship, trauen sich inzwischen immer mehr deutsche Brauer an Gemeinschaftssude mit internationalen Partnern. So produzierte auch die Braumanufaktur Welde aus Plankstadt bei Heidelberg mit Jopen aus den Niederlanden ein untergäriges Roggenbier, Yankee & Kraut aus Ingolstadt entwarfen mit Bierol aus Tirol ein 3,6-prozentiges Session-IPA mit Kaffeebohnen und Alexander Himburg von Braukunstkeller aus Berlin arbeitet gerade an einem Projekt mit den polnischen Brauern von AleBrowar.
Die Brauwelt ist voll mit solch spannenden Freundschaftsbieren. Ein eher ungewöhnliches Projekt stellen die Macher von Maisel & Friends aus Bayreuth seit drei Jahren auf die Beine. Gerade kam die dritte Auflage ihres „Hopfenreiter“ auf den Markt. Für das kräftige India Pale Ale steuern jedes Jahr mehrere Brauer weltweit grünes Gold bei. Bei der diesjährigen Version lieferten etwa die Macher von Mikkeller aus Dänemark die Sorte Citra, Duvel aus Belgien den würzigen Styrian Golding und Bevog aus Österreich den fruchtigen Styrian Fox. Hinzu kamen noch weitere Aromasorten von deutschen Brauern wie Frau Gruber aus Augsburg, den Superfreunden aus Berlin und natürlich den Gastgebern Maisel & Friends. Die Bayreuther pflegen bei solchen Projekten eine in der Craft-Szene immer stärker um sich greifende Philosophie: „Kreatives Brauen lebt von Ideen und gegenseitiger Inspiration.“