Brauen im kleinen Stil: Eldorado für Homebrewer
Nachdem immer mehr Hobbybrauer zu Hause ihre eigenen Biere produzieren, erlebt die Homebrew-Szene einen wahren Boom. Auf der vergangenen drinktec im September fanden Besucher bei einer Vielzahl von Ausstellern ein breites Equipment-Angebot zum Brauen im kleinen Stil.
Vor mehr als hundert Jahren war Bier gesünder als Wasser. Wegen Hopfen, Alkohol und Produktionsmethode hatte der Gerstensaft angeblich weniger gesundheitsschädliche Keime. So hatten viele Städte damals noch ein Hausbraurecht. Jeder durfte seine eigenen Sude zuhause brauen, bis irgendwann Brauereien die Macht am Kessel übernahmen. Als vor knapp 30 Jahren in den USA die Do-it-yourself-Bewegung Fahrt aufnahm, war das gleichzusetzen mit der Geburtsstunde der internationalen Craft-Beer-Szene. Wer noch Platz in der Garage oder im Waschkeller hat, der braut heute sein eigenes Bier (siehe auch „Es brodelt in heimischen Kesseln“).
Heim- und Hobby-Brauen: Ein regelrechter Boom
Mit neuem Home-Equipment und geeigneten Rezepturen erlebt Hobbybrauen jetzt eine wahre Renaissance. Online-Shops und Behälterhersteller boomen durch den Verkauf von speziellen Kesseln für kleinerer Chargen, Spindeln oder Braupaddeln. Auf YouTube gibt es zudem inzwischen tausende Anleitungen für das eigene Bier und passende Braukurse sind lange Zeit im Voraus ausgebucht. Auf der drinktec im Bereich der Home & Craft fanden Hobbybrauer und die, die es noch werden wollen, ein wahres Dorado an neuem Brau-Equipment, Rohstoffen und Service-Angeboten. Die Vielfalt reichte vom einfachen Braufass bis zur elektronisch gesteuerten Mini-Brauanlage.
Hersteller von Brau-Ausrüstungen haben sich schnell darauf eingestellt
Über besonderen Zulauf durften sich die Produzenten des „Braukönig Bierbraufass“ freuen, die ihr Equipment vor allem für Home-Einsteiger offerieren. Im Set mit Fass, Gärrohr, Bierhefe und Würze können Hobbybrauer aus sechs Rezepten wählen, welchen Stil sie aus den Fertigkonzentraten brauen möchten. Ergebnis: Zehn Liter Bier.
Ewas selbstständiger können Interessierte beim Baukasten-Brausystem „Das Bier“ vorgehen, das alle Schritte bis zur Herstellung der Würze erspart und laut Hersteller mit dem Brauprozess erst dann beginnt, wenn es richtig Spaß macht. Dabei können auch ganz unterschiedliche Stile wie Festbier, Weißbier, Ales, Schwarzbier, Stouts oder sogar Kirschbiere hergestellt werden. Orientieren können sich Hobbybrauer an rund 40 Rezepten, die ein breites Spektrum der Craft-Branche abdecken.
Wer allerdings vollständig selbst brauen möchte, dem bietet sich das System „Braumeister“ vom mittelfränkischen Behälterbau „Speidel“ aus Ofterdingen an. Mit einer großen Bandbreite an Sudkesseln können Hobby-Crafter mit dem Speidel-Equipment von zehn bis 500 Liter Bier produzieren. Je nach Rezept benötigen Freizeitbrauer nur die passenden Rohstoffe und die korrekte Programmierung für das Gerät mit den jeweiligen Brauzeiten. Dann startet man den Prozess und durchläuft die klassischen Schritte aller vier Brauphasen.
Eine weitere Option bietet die „Hopfensau“ von Sudkraft aus St. Peter in der Steiermark. Georg Moser, Chef der österreichischen Firma, baut aus konventionellen Betonmischmaschinen schicke 50-Liter Dampfbrauereien. Der elektronisch gesteuerte Brauvorgang bring ansehnliche Biere hervor. Mit dem Einbehälterverfahren kann vom Maischen, Läutern, Würzekochen, Kühlen, Gären und Kalthopfung jeder Brauvorgang gemeistert werden.
Ebenso wichtig wie gutes Equipment: Brauwissen
Um das Brauhandwerk zu lernen oder vorhandenes Wissen zu vertiefen, gibt es inzwischen jede Menge Braukurse. Hans Wächtler, Biersommelier und Chef der Firma „Vom Bier begeistern“, bietet beispielsweise innerhalb der IHK Oberfranken in Kulmbach einen Zertifikatslehrgang an. Auf dem Lehrplan stehen neben Planung und Durchführung eines Brauvorganges auch der Umgang mit Sensorik, Rohstoffen sowie Bierstilen. Nach einer abschließenden schriftlichen und mündlichen Prüfung zertifiziert Bierprofi Wächtler die Teilnehmer dann zu ausgebildeten Hausbrauern. Wer weiß, vielleicht starten diese auch irgendwann als Micro-Brauer in der Craft-Beer-Szene durch und stellen ihre Sude auf der drinktec 2021 vor?!