Themenwoche Prozessoptimierung: Industrie 4.0 hält Einzug in Weingütern

Für Weingüter bietet Industrie 4.0 die Chance, Arbeitsprozesse mithilfe vernetzter Maschinen effizienter zu gestalten und Kosten zu sparen.
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Sparsamer wirtschaften: Der Begriff Effizienzkultur ist das Wichtigste, wenn es darum geht, Arbeits- und Fertigungsprozesse in einem Unternehmen zu optimieren. Das gilt für die gewerbliche Wirtschaft, für Weinkellereien jeder Größenordnung wie auch für landwirtschaftliche Winzerbetriebe, Weingüter und Genossenschaften. Vernetzte Maschinen können zusätzlich helfen, Prozesse zu optimieren.

Der neue große Traktor oder die Vollerntemaschine schinden nach außen natürlich viel Eindruck. Nicht selten werden deshalb auch besonders die Bereiche Technisierung und Modernisierung in Weingütern vorangetrieben. Innerbetriebliche Prozesse laufen hingegen häufig über Jahre und Jahrzehnte im selben Trott. Dabei bieten gerade Bereiche wie Traubenverarbeitung, Ausbau der Weine, Flaschenfüllung und Lagerung erhebliche Optimierungspotenziale.

Industrie 4.0: Chance zur innerbetrieblichen Optimierung

Wer Trauben effizient und qualitätsorientiert keltern will, für den sind leistungsfähige Anlagen zur Traubenverarbeitung, Messeinrichtungen sowie darauf abgestimmte Förderanlagen unverzichtbar. Zahlreiche Aussteller der SIMEI@drinktec bieten bereits maßgeschneiderte Lösungen für Betriebe jeder Größenordnung. Bei allen Vorgängen und Arbeitsschritten des Verarbeitungsprozesses sind weitere Qualitätsstandards einzuhalten. Stichwort: Echtzeit-Erfassung aller Daten inklusive der Erfassung aller gesetzlich vorgeschriebenen Aufzeichnungen. Die vierte industrielle Revolution, kurz Industrie 4.0, hält zunehmend Einzug in der Weinherstellung. Für Weingüter bietet sich die Chance, Arbeitsprozesse mithilfe vernetzter Maschinen effizienter zu gestalten. So können während der alkoholischen Gärung ablaufende Prozesse gezielt gesteuert und überwacht werden.

Anlagetechnik: Optimieren und Kosten sparen

Zu den kostenintensivsten Bereichen in Weinkellereien zählen die Abfüllung und Etikettierung. Dabei genügen Fertigungsprozesse, das Zusammenführen von Verpackungsmaterialien und die Palettierung unterschiedlichen Anforderungen. Und diese unterscheiden sich wiederum bei Still- und Schaumweinen oder aromatisierten, kohlensäurehaltigen Getränken. Auch verschiedenste Verpackungsgrößen von Glas über Karton, PET und Tetra Pak bis zu Folienbeuteln müssen in Kellereien verarbeitet werden können. Passende Lösungen von der Planung neuer bis hin zur Optimierung bestehender Anlagen bieten Engineering-Firmen wie Atlantic C auf der drinktec. Spezialisierte Anlagenbauer wie Krones, KHS oder die italienischen Abfüll- und Etikettieranlagenbauer Bertolaso und GAI Macchine Imbottigliatrici stellen weitere Abfüll- und Etkettieranlagen vor.

Fit für den internationalen Wettbewerb werden

Maßnahmen zur Optimierung von Produktionsabläufen werden unter dem Begriff Manufacuring Process Engineering (MPR) subsummiert. Die Beseitigung von Fehlerquellen und die Automatisierung von Prozessen sollen dazu beitragen, Produktionsabläufe zu verbessern. Eine entscheidende Messgröße ist der sogenannte Anlagenwirkungsgrad (OEE – Overall Equipment Effectiveness). In der Praxis liegt dieser oft nur im Bereich von 50 bis 60 Prozent einer möglichen Anlagenkapazität. Geeignete Maßnahmen können helfen, die Anlageneffizienz entscheidend zu verbessern und so auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Einsparung von Rüstzeiten, die Beseitigung von Fehlerquellen, die Vermeidung von Leerläufen und die automatischen Wartungs- und Störungsmeldungen sind nur einige Aspekte der Optimierung.

Industrie 4.0: Vernetzte Maschinen haben Kostenvorteil für Weingüter

Vollautomatische Hochregallager bieten enorme Rationalisierungspotenziale. Der Vorteil: Sie erlauben eine direkte Anknüpfung an die Produktionsanlagen. Alle Prozesse finden in digital verknüpften Netzwerken statt. Fahrerlose Transportsysteme sparen Arbeitskräfteeinsatz und Geld, die an anderer Stelle in Marketing und Vertrieb besser investiert sind. Eine erhebliche Effizienzsteigerung für Weingüter. Die Einsparung von Arbeitszeiten und die damit verbundenen Personalkosten lassen sich in Weinkellereien schließlich durch die Optimierung der Lagerhaltung erzielen. Gerade das Thema Lagerlogistik bietet auch kleineren und mittelgroßen Weinkellereien und Winzergenossenschaften große Rationalisierung- und damit auch Einsparpotenziale. International werden in Zukunft nur solche Weinerzeuger bestehen können, die in diesen Bereichen ihre Hausaufgaben gemacht haben.

Innerhalb des drinktec Forums werden Themen rund um die Prozessautomatisierung diskutiert, die in Zukunft auch Einzug in der Weinbranche halten werden. Komplettiert wird das Angebot für Winzer und Weinproduzenten mit der Innovation Flow Lounge, dem Anlaufpunkt für Marketing und Vertrieb. Renommierte Experten tauschen sich dort über Lösungen und Strategien zur Entwicklung, Verpackung und Vermarktung aus. Der begehrte Lucio Mastroberardino Innovation Award wird innerhalb der SIMEI Innovation Challenge an herausragende technische Innovationen in Weinbau und Weinherstellung verliehen.

Die Innovation Flow Lounge wird unterstützt von:

  • Döhler
  • FoodBev Media
  • KHS
  • Sahm GmbH

Dr. Hermann Pilz

Seit mehr als 20 Jahren leitet Dr. Hermann Pilz als Chefredakteur die Fachzeitschrift WEINWIRTSCHAFT und schreibt leidenschaftlich gerne über die verschiedensten Themen der Wein- und Spirituosen-Branche.