India Pale Ale – Der wahrscheinlich wichtigste Stil der Craft-Bierszene

Das einstige Getränk englischer Soldaten besitzt eine lange Geschichte und befindet sich auch heute noch im Wandel.

Das India Pale Ale (IPA) gilt als die Mutter aller Bierstile innerhalb der internationalen Craft-Bierbewegung. Entstanden ist diese Typologie einst in einer Notlage. Im späten 18. Jahrhundert schifften die Briten ihr obergäriges Ale in die indischen Kronkolonien, um ihren Beamten und Soldaten ein einigermaßen vernünftiges alkoholisches Getränk zu bieten. Es musste aber erst einmal einen langen Seeweg überstehen, um von der nördlichen zur südlichen Halbkugel transportiert zu werden. Anfangs schaffte es der Trunk in den Holzfässern nicht. Bei der Fahrt rund um Afrika wurde das Bier ungenießbar. So überlegten die Brauer, wie sie ihre Sude haltbarer machen können. Damit es also vor der Ankunft nicht verdorben war, wurde es schließlich mit einem hohen Alkohol- und Hopfengehalt versetzt. So schaffte das India Pale Ale die Umrundung des afrikanischen Kontinents unbeschadet und die Kolonien konnten sich auf ein leckeres Getränk freuen. Früher wurde das Bier für einfache Soldaten und Beamte allerdings vor dem Verzehr noch mit Wasser verdünnt, damit der ursprünglich hohe Alkoholgehalt keine bleibenden Schäden bei den trinkfreudigen Briten hinterließ. Nur Offiziere kamen in den Genuss alkoholreicher Biere.

Mit dem Verlust der Kolonien verlor das IPA im 20. Jahrhundert an Bedeutung. Erst die Craft-Brauer in den USA begannen in den 1980er Jahren diese ursprünglich englische Hopfenbombe wieder zu reanimieren. Allerdings im eigenen Stil. Sie zauberten eine hohe Bittere in ihre Sude und durch die ersten Aromahopfensorten eine deutlich fruchtige Note. Heute werden India Pale Ales hauptsächlich von handwerklich orientierten Kleinbrauereien hergestellt. Angeregt von den US-Erfolgen begannen deutsche Brauer vor etwa fünf Jahren mit diesem Bierstil. Um das Hopfenaroma noch mehr zu erhöhen, werden die Ales oft Hopfengestopft. Das bedeutet, dass während der Reifung noch mehr Aromahopfen dazu gegeben wird. Dabei geben die Sorten nicht mehr ihre Bitterstoffe ab, sondern nur ihren ganz individuellen Geschmack.

Inzwischen wurde die Palette der India Pale Ales erweitert. Zur Gattung gehören auch Black IPAs, die wie der Name schon sagt, häufig eine nachtschwarze Farbe besitzen oder etwa Double IPA mit höherem Alkoholgehalt. Wer noch mehr über diesen Bierstil wissen und wahre Geschmacksabenteuer erleben will, für den hat die drinktec 2017 einiges zu bieten. Etwa den European Beer Star, einen der renommiertesten Bierwettbewerbe der Welt. In 57 verschiedenen Kategorien werden die drei besten Biere ermittelt. Braumeister, Fachjournalisten und Biersommeliers aus 30 Ländern bildet die Jury. Bei der Publikumsverkostung am 12. September hat jeder drinktec-Besucher die Möglichkeit, erstklassige Biere aus der ganzen Welt zu testen und zu bewerten.

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Mareike Hasenbeck

Mareike Hasenbeck ist freie Journalistin, Craft-Bier-Bloggerin von Feiner Hopfen sowie Biersommelière und international DLG geprüfte Sachverständige für Bier-Sensorik.